Mit
einer sehr durchdachten Inszenierung des Melodramma tragico nach dem bürgerlichen
Trauerspiel "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller konnte das Opernhaus
Zürich wiederum begeistern. Die sozialen Unterschiede zwischen Adel und
Bürgertum der damaligen Zeit (Kostüme: Carla TETI) wurden durch den Regisseur
Damiano MICHIELETTO sehr gut herausgebracht, in dem man während des ganzen
Abends Möbelstücke der verschiedenen Klassen auf die Bühne brachte, vor
allen Dingen mit den jeweiligen Betten der Liebenden unter Verwendung
einer Drehbühne, ließ sich die Handlung gut erzählen (Bühnenbild Paolo
FANTIN).
Zwei
Kinder (Sophie SALM und Elias d'USICO) verkörperten die Hauptprotagonisten
der Jugendzeit und konnten sich entgegen dem Libretto-Schluß von Salvatore
Cammerano auch in Liebe vereinen, was ihnen die Welt der Erwachsenen nicht
gestattete. Den Erwachsenen blieb nur der Tod.
Massimo
ZANETTI führte das ORCHESTER ZÜRICH mit hoher verdi-gerechter Musikalität
durch den Abend, was wieder einmal beweist, daß italienische Oper nur
von Italienern kompositionsgerecht interpretiert werden sollte.
In
der Reihenfolge des Programmheftes war Làszló POLGAR als Conte di Walter
zu hören, der seine Vaterrolle mit seinem sonoren Baß gut herüberbringen
konnte, während Fabio ARMILIATO als Sohn Rudolfo an diesem Abend nicht
den erwarteten tenoralen lyrischen Glanz bieten konnte, die diese Rolle
verlangt. Teilweise klang seine Stimme forciert und gequält, kündigte
sich hier eine Erkältung an?
Liliana
NIKITEANU, als abgewiesene Duchessa Federica mit einer schönen Mezzostimme
ausgestattet, erwies sich als gute Besetzung für die Partie. Eine Entdeckung
an diesem Abend für die Partie des Wurm dürfte Ruben DROLE sein, der diesen
Intriganten nicht hinterlistiger gestalten und singen konnte, zumal ihn
die Regie noch dazu als nervenkranken Kretin wollte.
Den
Vater der unglücklichen Luisa, den alten Miller verkörperte Leo NUCCI.
Nach anfänglichen Einsingeschwierigkeiten sang er diese Partie sehr gut
zu Ende. Gerade im Duett Miller/Luisa im letzten Akt konnte er ungeheuer
punkten, da er hier sein altes Stimmkönnen präsentieren konnte. In dieser
Inszenierung ist Miller ein alter Soldat im Ruhestand, in anderen Inszenierungen
wird er - wie es Schiller wollte - als Musiker dargestellt, wobei man
ihn lieber in der letzten Berufsbezeichnung in der Oper finden möchte.
Eine absolute Spitzenleistung in der Interpretation leistete Barbara FRITTOLI
als Luisa. Da erklangen Spitzen-Sopranhöhen, herrliche piani, und noch
dazu überzeugte sie in der Darstellung des jungen unglücklichen Mädchens,
das noch im Tod liebende verzeihende Worte für Vater und Bräutigam fand.
Der
CHOR DER OPER ZÜRICH war wieder mal sehr gut einstudiert (Kurt RAFFELSBERGER)
und rundete somit einen perfekten Abend der italienischen Oper ab. I.St.
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