"RIGOLETTO" - 16. September 2005

Im Opernhaus Zürich sind zwei Inszenierungen von Gilbert DEFLO zu sehen, seine "Tosca"-Inszenierung und eben der "Rigoletto". Die "Tosca" habe ich in der Deflo -Inszenierung noch nicht gesehen, aber wenn sie so ist, wie die Inszenierung des "Rigoletto" würde es sich lohnen.

Nicht zu übertrieben modern, aber auch nicht altbacken. In meinen Augen ist dies die beste Art Oper auf die Bühne zu bringen. Gilbert Deflo gelingt es mit seiner Inszenierung, im Rahmen der Handlung zu bleiben und doch ein abwechslungsreiches und vielfältiges Bühnenbild zu schaffen. Von rauschenden Festen bis zu Industriegebieten.

Nun zum Gesanglichen: Als Duca di Mantova gab der junge Tenor Jonas KAUFMANN sein Debüt. So richtig konnte der große Funke nicht überspringen, aber trotzdem bot er eine zufriedenstellende Leistung. Seine Höhen waren im ersten Akt noch etwas unsicher und er neigte zum Forcieren. Im zweiten Akt gelang im seine große Arie "Ella mi fu rappita" sehr gut und sein "La donna è mobile" ließ keine Wünsche offen. Er hat etwas drückende Piani, aber schließlich ist er ja noch sehr jung. Auf jeden Fall war dies eines der vielversprechensten Rollendebüts seit langem.

Die Gilda von Elena MOSUC war großartig. Schlicht und ergreifend großartig. Frau Mosuc besitzt eine schöne, zarte Stimme, die auch in den Höhen nicht schrill klingt. Ihre warme Mittellage ist ideal für die Rolle der Gilda. Besonders ergreifend war das berühmte "Caro nome", welches das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. Brava!

Als Rigoletto stand der große Verdibariton Leo NUCCI auf der Bühne. Er mag diese Rolle, für mich seine beste, wohl über hunderte Male gesungen haben. Trotz seines Alters bot Leo Nucci an diesem Abend eine überragende Darbietung. Seine Stimme wies keinerlei Alterserscheinungen auf. Seine Darstellung war überaus ergreifend, und er spielte, als ginge es um Leben und Tod. So ergreifend habe ich die große Rigoletto-Arie im zweiten Akt noch nie gehört. Leo Nucci ist für mich DER Rigoletto schlechthin.

Als Sparafucile überzeugte Günther GROISSBÖCK durch seine metallene, schwarze Baßstimme ebenso wie Katharina PEETZ als Räuberschwester Maddalena. Das Quartett "Bella figlia del amore" geriet, nicht zuletzt durch sie, zu einem Höhepunkt des Abends.

Die kleinen Rollen waren mit Valeriy MURGA als Marullo, Peter KÁLMÁN als Ceprano und Antonia RADNEVA als Contessa gut besetzt. Enttäuschend war lediglich der Monterone von Rolf HAUNSTEIN, der ihm mehr schrie als sang und ihn insgesamt als geiferndes Untier darstellte und nicht als düsteren Rachegeist.

Nello SANTI leitete das ORCHESTER mit Bravour durch die Partitur und das gewisse italienische Feuer loderte durch die Musik. Insgesamt war es ein äußerst gelungener Opernabend. Felix Conrad Haase