"LE NOZZE DI FIGARO" - 9. September 2005

Die Inszenierung von Jürgen FLIMM stammt nun auch schon aus dem Jahre 1996. Trotzdem ist sie noch gar nicht verstaubt und macht Spaß.

Damals dirigierte sie Nikolaus Harnoncourt, von dem noch gewisse Tempi herstammen mögen, heute war Adam FISCHER am Pult. Von der Premieren-Besetzung waren immerhin noch Isabel REY (Susanna), Eva MEI (Contessa) und Carlos CHAUSSON (Figaro) übrig, so daß den Intentionen des Leadingteams entsprochen werden konnte.

Die Inszenierung, in einem Bühnenbild von Erich WONDER, vermochte vor allem durch die Personenführung zu überzeugen. Neue Erkenntnisse waren auch hier nicht zu holen. Aber es war eine gefällige, spritzige, bisweilen witzige Umsetzung mit Tempo, die vor allem von den vorzüglichen Akteuren profitierte.

Allen voran natürlich Carlos Chausson als Figaro. Eine Paraderolle für diesen Sängerschauspieler, der über Ironie und Spielfreude verfügt, aber auch die besinnlichen und nachdenklichen Passagen bestens bewältigt. Die Stimme ist samtig und kernig zugleich und sie meisterte die anspruchsvolle Partie hervorragend, auch wenn der Sänger als indisponiert angesagt wurde. Nur ganz kleine Abstriche in den Spitzentönen waren zu machen. Eine ebenso reife Leistung vollbrachte Isabel Rey als quirlige, anrührende, freche Susanna; ihre Stimme ist für eine solche Rolle wie geschaffen.

Die Contessa von Eva Mei vermochte mich auch voll zu überzeugen; nicht nur stimmlich (mit herrlichen Piani), sondern auch darstellerisch eine richtige Gräfin. Eine Neuentdeckung für mich war Elena BELFIORE als quirliger, rollengerecht "nerventötender" Cherubino. "Non so più cosa son, cosa faccio..." war in einem absolut horrenden Tempo gesungen und gespielt - sowohl das Orchester wie auch die Sängerin entledigten sich dieser Aufgabe mit Bravour.

Leider war der Conte von Oliver WIDMER etwas eindimensional. Sängerisch war er weit besser, als ich befürchtet hatte, an seinen "Vorgänger" Rodney Gilfry kam er aber nie heran. Dafür war er mir zu flapsig, zu undifferenziert, zu chargierend in der Darstellung. Die kleinen Rollen (Reinhard MAYR als Bartolo, Stefania KALUZA als Marcellina, Volker VOGEL als Basilio, Peter KÁLMÁN als Antonio, Martin ZYSSET als Don Curzio und Eva LIEBAU als Barbarina) wiesen das übliche hohe Zürcher Niveau auf.

Auch das ORCHESTER war sehr engagiert und spielfreudig, in manchen Passagen aber leider auch viel zu laut. Dies wäre unter Harnoncourt nie der Fall gewesen! Chantal Steiner