Die
Produktion, welche anfangs 2002 Premiere hatte, gelangte nun zur Wiederaufnahme.
Von der ursprünglichen Besetzung blieb einzig Valeriy MURGA als Alessio
übrig. Elena MOSUC trat mit ihrem Rollendebüt in die Fußstapfen von Edita
Gruberova, der vielgerühmte Joseph CALLEJA übernahm den Part des Elvino
von Piotr Beczala und Giorgio GIUSEPPINI (ebenfalls ein Rollendebüt) jenen
des Conte Rodolfo von Roberto Scandiuzzi.
Mit
Wehmut dachte ich an die Premieren-Besetzung zurück; mit einer Ausnahme:
Elena Mosuc! Es war ein grandioses Rollendebüt, auch wenn noch einige
winzige Unsicherheiten zu verzeichnen waren. Mosuc vermag sowohl die virtuosen
Koloraturen spielend zu bewältigen wie auch die abgrundtiefe Verzweiflung
glaubhaft zu verkörpern. Ihr warmer, farbiger Sopran nimmt mich immer
wieder für sie ein - und im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin vermag sie
mich zu berühren, sie gibt nicht „nur“ technisch perfekte Kabinettstücke
zum Besten, sondern kann ihr Leiden packend vermitteln.
Was
der „Hype“ um Joseph Calleja soll, ist mir nach dem gestrigen Abend absolut
unverständlich. Er verfügt zwar über gute Grundlagen (Material etc.),
für einen noch nicht mal Dreißigjährigen besitzt er aber bereits ein stark
ausgeprägtes Vibrato, und die Stimme „sitzt falsch“, was zu sehr nasalen
Tönen führt. Ausgesprochen rein singt er auch nicht immer! Da es sich
bei ihm nicht um ein Rollendebüt handelte, können das keine Nervositätserscheinungen
gewesen sein - aber, wie so oft: Dem Publikum gefiel’s!
Auch
Giorgio Giuseppini überzeugte mich als Conte überhaupt nicht; eine in
meine Augen häsßliche Stimme, mit offenen Vokalen, spröde - und von Sinnlichkeit
auch in der Darstellung keine Spur. Allerdings sieht er sehr elegant und
gut aus, so daß man zumindest versteht, warum die Damen von ihm angetan
sind.
Sehr
schön wurde hingegen die Lisa von Christiane KOHL interpretiert. Ein glockenheller,
leichter Sopran - von dem sicherlich noch einiges zu hören sein wird.
Auch die Teresa von Irène FRIEDLI, mit ihrem tiefen Alt gesungen, gefiel
mir sehr.
Das
Dirigat von Pier Giorgio MORANDI hingegen war laut, undifferenziert und
08/15! Da läßt sich noch einiges verbessern. CHOR und ORCHESTER sangen
und spielten jedoch einwandfrei.
Die
Inszenierung von Grischa ASAGAROFF ist von ihm selbst mit Liebe zum Detail
wieder einstudiert worden; ein großer Wurf ist sie jedoch immer noch nicht.
(Offensichtlich war er auch noch nicht zufrieden mit dem Bühnengeschehen,
da er in seiner Loge Seite um Seite an Kommentaren aufschrieb...) Ein
hübsches Dekor, schön drapierte Chorsänger, wenig Personenregie - kurz:
Die Inszenierung tut nicht weh, bringt aber auch keine neuen Erkenntnisse.
Das
Interessanteste war noch, von meinem Platz im 2. Rang seitlich beobachten
zu können, wie sich hinter einem Gaze-Vorhang die Bühnenarbeiter bemühten,
ein von den Pyrotechnikern entzündetes kleines Feuer wieder zu löschen...
Chantal Steiner
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