„FALSTAFF“ - 3. April 2005

Jonathan MILLER hat diese Produktion 1993 inszeniert, und es ist erstaunlich, wie wenig abgenutzt sie ist! Sie ist sehr klassisch, stilisiert, aber verfügt über die nötige Ironie für das Stück. Die Protagonisten haben auch immer noch sichtlich Freude, sich mit voller Lust in die Rollen zu stürzen.

Auch wenn ich persönlich in dieser Rolle (und Inszenierung) Juan Pons vorziehe, entwickelte Ruggero RAIMONDI ein eigenes, packendes Portrait. Die Stimme ist zwar zwischenzeitlich manchmal etwas brüchig geworden; das schadet aber dem „vecchio John“ nicht, im Gegenteil. Raimondi vermag die burlesken Facetten wie auch die eigentlich traurig stimmende Persönlichkeit des Falstaff perfekt zu verkörpern (der quasi ein Bruder des „Ritters von der traurigen Gestalt“ ist, den Raimondi ebenfalls meisterlich umsetzen kann).

An seiner Seite brillierte Michael VOLLE als Ford. Was da an Wohlklang, an Differenziertheit, an Volumen, Spielfreude und stimmlichen Möglichkeiten zu hören war, bestätigte wieder einmal die momentan überragende Form dieses Sängers. Jonas KAUFMANN war ein hinreißender Fenton, vor allem in den leisen, lyrischen Tönen gefiel er mir ausnehmend gut. Auch wenn die dramatischeren Passagen gut gemeistert wurden, so rutscht die Stimme manchmal noch etwas aus dem Fokus. Aber auch von ihm wird man sicher noch viel hören!

Für meine Begriffe singt Peter STRAKA (Dr. Cajus) in jeder Rolle zu stentorhaft. Gewisse Partien mögen dies verkraften, bei Verdi stört es mich.

Die Damenriege war stimmlich in bester Form: Eva MEI (eine bezaubernde Alice Ford), Stefania KALUZA (Meg Page), Annamaria CHIURI (eine ironische Mrs. Quickly, wie sie im Buch steht) und Martina JANKOVA (eine entzückende Nannetta).

Die kleineren Rollen waren durchweg gut besetzt, nur das ORCHESTER unter Nello SANTI dröhnte leider wieder einmal, so daß ich fast einen Tinnitus bekam! Obwohl Santi auch schon bessere Abende gehabt hat, liegt ihm der „Falstaff“ - aber diese Lautstärke bräuchte es bestimmt nicht... Chantal Steiner