IWegen
der Inszenierung von Gilbert DEFLO war wohl niemand im Theater. Die ist
nämlich eher konventionell und ohne besondere Einsichten.
Aber
wenn Neil SHICOFF den Cavaradossi singt, ist das immer einen Gang in die
Oper wert. So auch an diesem Abend. Herr Shicoff tritt nicht nur auf,
sondern scheint in besonderer Spiellaune zu sein. Er flirtet, lächelt
und genießt den Abend sichtlich. So sehr, dass er seine Arien mit so großer
Kraft in den Saal schleudert, dass weniger beinahe mehr wäre. Egal, bei
so viel Charisma und dieser Stimme, bei der man sich jedesmal fragt, welche
Verzierung er bei „E lucevan le stelle“ diesmal machen wird, ist der Abend
ein Vergnügen.
Nicht
zu vernachlässigen ist dabei natürlich trotz alledem die Titelheldin.
Mit Norma FANTINI hat Shicoff eine Tosca an seiner Seite, die mehr junges
Mädchen mit gesundem Selbstvertrauen als große Diva ist. Stimmlich gehen
die beiden gut zusammen und Toscas Zurückhaltung, die soweit geht, daß
sie sich nach „Vissi d’arte“ verschämt die Hände vors Gesicht schlägt,
entspricht vielleicht nicht ganz der Rolle, ist aber hier durchaus stimmig.
Der
feiste Scarpia von Juan PONS macht das Dreieck komplett. Nur den Messner
(Jozseff DENE) hätte man sich kauziger gewünscht, als diesen etwas gelangweilten
Baß.
Nello
SANTI dirigiert die Oper wohl mittlerweile im Schlaf, aber keineswegs
verschlafen. Er begleitet die Sänger mit viel Gefühl fürs Detail. Wenn
am Ende Tosca sich, ganz moderne Frau, erschießt, geht ein genussvoller
Abend zuende, dem auch die Inszenierung so gar nichts anhaben konnte.
Kerstin Schröder
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