Vom
Rossini-Festival in Pesaro kommend (dieses Festival ist alljährlich ein
Garant für hervorragend inszenierte selten gespielte Rossini-Opern - schließlich
ist der große italienische Komponist dort geboren) war man gespannt, was
das Theater an der Wien hier auf die Beine stellte, um dieses hervorragend
durchkomponierte Werk auf die Bühne zu bringen.
Christof
LOY, der die Inszenierung übernahm, ist wohl wenig Rossini-erfahren, er
hatte dabei offenbar seine eigenen "Traum"-Vorstellungen, um dieses im
kühlen Schottland spielende Melodram auf die Bühne zu bringen. Die Szenerie
verlegte er ohne See-Romantik (lago = See) in eine primitiv ausgestattete
Wirtshausatmosphäre (Ausstattung Herbert MURAUER), die Kostüme wie in
der Kriegszeit grau in grau, so daß man von Anfang an gezwungen war, nur
die Ohren für die Musik parat zu machen.
Für
eine hervorragende musikalische Rossini-Interpretation sorgte aber das
ORF-RADIO-SYMPHONIEORCHESTER WIEN unter der sehr guten Leitung seines
Dirigenten Leo HUSSAIN, auch der ARNOLD-SCHÖNBERG-CHOR unter der Leitung
von Erwin ORTNER gab sein Bestes.
Die
"Frau vom See" Elena wurde von der schwedischen Mezzosopranistin Malena
ERMANN gesanglich zufriedenstellend verkörpert, nur ihre Gestaltung der
Rolle in Liebe und Freude erinnerte ein wenig an Pippi Langstrumpf, das
war in vielen Szenen etwas unpassend, besonders bei ihrer Schlußarie "Tanti
affetti in tal momento", die sie sehr gut interpretierte, war diese Gestaltung
zu bemerken. Als ihr Traumprinz und König Giacomo stand Luciano BOTELHO
auf der Bühne, dessen Tenorstimme eine wundervolle Rossini-Höhe zeigt
und der auch den geheimnisvollen Liebhaber sehr gut gestaltete.
Gregory
KUNDE als der vorgesehene Ehemann Rodrigo, ein schottischer Freiheitskämpfer,
sang seine Partie mit einer sehr guten Tenorhöhe, war aber stimmlich oft
allzu "heldisch" und zu kräftig für seine Partie. Eine hervorragende Zeichnung
der Schutzengel-Vision Malcom brachte die Mezzosopranistin Varduhi ABRAHAMYAN
auf die Bühne, eine Stimme in Alt-Nähe mit glänzender Tiefe und strahlender
Ausdruckskraft.
Den
Vater der Elena Douglas wurde stimmlich wie darstellerisch hervorragend
von dem Bassisten Maurizio MURARO auf die Bühne gebracht. Man hat ihm
durch eine offenbare Überarbeitung des Werks viele Gesangspassagen gestrichen,
warum? Die weiteren Partien und fast stummen Rollen der Albina von Bénédicte
TARAN und des Serano von Erik ARMAN kann man als gut besetzt bezeichnen.
Das
Werk zeigt überflüssige Tanzeinlagen (die Tänzerinnen sind namentlich
im Programmheft aufgeführt, es sind in der Anzahl 11); ihre Tanzeinlagen
wurden von Thomas WILHELM choreographiert. "La Donna del Lago" ist eine
Produktion des Grand Théatre de Genève in Koproduktion des Theaters an
der Wien. Ob es in dieser Form sich noch einmal aufführbar zu zeigen vermag,
mag die Zukunft weisen. ISt
|