EIN ABEND DER SÄNGERISCHEN SUPERLATIVE

Zum einen kann man sich noch einer alten, gefälligen Inszenierung erfreuen, aber noch erfreulicher waren die sängerische Leistungen.

Allen voran Johan BOTHA als Andrea Chenier. Schon lange nicht habe ich einen derart wohlklingenden Chenier gehört. Jeder Ton ist perfekt, die Wortdeutlichkeit und der Ausdruck makellos. Da kann man ganz leicht über seine Körperfülle und moderate Beweglichkeit hinwegsehen. Zumindest ich schaffe das leicht. Dennoch ist dies für andere, die einem Schönheitswahn erlegen sind, ein Manko.

Aber ebenfalls in erster Linie stand Franco VASSALLO, der den Carlo Gérard in Wien zum ersten Mal sang und überraschte mich mit einer vollen, runden Stimme und auch sehr intensivem Ausdruck. Ein nachhaltiger Eindruck.

Und auch die Maddalena von Norma FANTINI stand den Herren leistungsmäßig nicht nach. Sie brachte große Gestaltungskraft in die Rolle ein und setzte ihre Stimme gekonnt und sicher ein.

Auch immer für eine Überraschung gut, sind die Interpretinnen der Madelon. In diesem Fall Maria José MONTIEL: Ein prachtvoller, runder Mezzo und ausgezeichnete Phrasierung machten aus dem kleinen Auftritt ein berührendes Erlebnis. Michael ROIDER als Incroyable, Zoryana KUSHPLER als Bersi und Mario CARIA als Roucher ergänzten das Ensemble sehr gut.

Auch dank Pinchas STEINBERG am Pult gab es einen wirklich guten Abend. Alle Sänger wurden heftig akklamiert, und man spürte wirklich die Zufriedenheit des Publikums. EH