Lang
erwartet, heiß ersehnt, aber nicht heiß geliebt.
Vorstellung
No. 3 nach einer im österreichischen Fernsehen live übertragenen Premiere.
Hatte man das gesehen, wußte man zwar, was einen erwartet, bzw. worauf
man sich einläßt, aber der Realitätsschock blieb doch nicht aus.
Wir
hatten nun schon sehr lange dieses Werk nicht mehr im Spielplan, und nun
die Inszenierung von David POUNTNEY machen zu lassen, war ebenso eine
Fehlentscheidung, wie vor einigen Jahren jene den "Troubadour" an Istvàn
Szabo zu übertragen. David Pountney, der sich erfolgreich in Bregenz auf
der Seebühne inszeniert (wobei sich auch da meine Begeisterung in Grenzen
hält, und mir bei vielem der Zugang fehlt) hat auf dem engen Bühnenraum
und großen Kulissen sowie mit den Filmeinspielungen, das Werk nicht näher
gebracht, weil Optik und die Musik absolut nicht harmonieren.
Am
stärksten manifestiert sich das bei den beiden Auftritten Preziosillas,
die nicht als Marketenderin die Soldaten animiert, sondern als Cowgirl
zwischen rot gekleideten Soldaten herumwirbelt. Und die unruhigen Videos
waren auch nicht gerade dazu angetan, um eine musikalisch richtige Stimmung
zu erzeugen. Das gesamte Bühnenbild von Richard HUDSON hat mehr für Unklarheiten
gesorgt, um nicht zu sagen Verwirrung gestiftet.
Nun
ist es ja so, daß bei manchen Inszenierungen dann doch zumindest die musikalische
Seite so toll ist, daß man alles andere vergessen kann. Das war in diesen
Aufführungen leider auch nicht der Fall. Die größten Schwächen waren ganz
eindeutig bei den Bässen festzustellen, Alastair MILES als Pater Guardian
(bzw. auch als Marchese di Calatrava,) hat ganz stark an Stimmkraft verloren
und konnte leider keinen Ausdruck in die Rolle einbringen. Auch der junge
Tiziano BRACCI als Fra Melitone, war alles andere als eine stimmlich adäquate
Besetzung, und von einer Charakterisierung dieses Frate war der Sänger
sehr weit entfernt, das lag aber ganz eindeutig an der Regie. Aber wie
es scheint ist eine "Forza" noch schwieriger zu besetzen als ein "Don
Carlos".
Salvatore
LICITRA als Alvaro ist ein Kraftprotz. Hohe Töne sind kein Problem, dafür
mangelt es ihm leider an entsprechender Gestaltungskunst und Pianophrasierung.
Nadia KRASTEVA als Preziosilla war für die männlichen Besucher sicher
eine optische Freude, sie kann auch stimmlich bestehen, sieht man davon
ab, daß die Übergange nicht immer "nahtlos" waren.
Die
Beurteilung der sängerischen Leistungen von Nina STEMME und auch Carlos
ALVAREZ ist schwierig. Beide Sänger sind mit vollstem Einsatz bei der
Sache, und doch will nicht richtig Freude aufkommen. Nina Stemme konnte
sehr gut bestehen, wenn es um die starken expressiven Stellen ging, aber
in den lyrischen Passagen fehlte ihr Wärme in der Stimme. Hier merkt man
bereits zu stark, daß sie sich an Wagner verschreiben hat. Bei Carlos
Alvarez ist die schöne Stimme das große Plus, aber so richtig erfreuen
konnte man sich nicht daran, weil es zu wenig Differenzierung gab. Das
lag aber vermutlich daran, daß die Sänger (ziemlich alle) damit beschäftigt
waren, sich in der Inszenierung zu behaupten.
Am
Pult des STAATSOPERNORCHESTERS stand der Routinier Zubin MEHTA, der es
verstand, Verdis Klangfarben hervorzuzaubern, aber auch er konnte nicht
der Versuchung widerstehen, den Klangkörper voll dröhnen zu lassen, was
natürlich nicht zum Vorteil der Sänger war.
Als
Resumé des Abends: eine Chance für einen großen Opernabend wurde vertan.
Ich nehme an, daß in der nächsten Staffel mehr Routine herrschen wird,
und die Sänger sich mehr auf ihre ureigene Bestimmung konzentrieren können,
das Singen und die gesangliche Interpretation
Die
Künstler wurden unterschiedlich gefeiert, wobei die Buhrufe für Salvatore
Licitra ungerecht waren und auch Gegenreaktionen provozierten. EH
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