Premiere
Nr. 4 der neuen Direktion
Operette
zu machen wird immer schwieriger, und so gesehen kann man vielleicht mit
einer gewissen Toleranz den Abend als ordentlich bezeichnen, wenn auch
manche gesangliche Leistungen dem 2. Wiener Haus für Musiktheater nicht
ganz angemessen waren.
Erfreulich
war jedenfalls, daß die Regie von Beverly BLANKENSHIP keinerlei wilde
Umdeutungen vorgenommen hat und auch nicht in blanke Sentimentalität und
Kitsch verfallen ist. Somit ist eine repertoiretaugliche Aufführung entstanden.
Auch das Bühnenbild ist durchaus geschmackvoll (Heinz HAUSER). Einzig
die Damen-Kostüme von Elisabeth BINDER-NEURURER waren nicht sehr gefällig
und vorteilhaft. Für die männlichen Interpreten gab es Frackzwang oder
Kimono, und da konnte man nichts falsch machen.
Was
nun die Besetzung angeht, waren es leider gerade die beiden Hauptdarsteller,
die farblos waren und dem Stück keinen Charakter gaben. Bei der Lisa von
Ursula PFITZNER konnte man ob ihres schwachen Charmes nicht froh werden,
und die Schärfen in der Stimme, trugen auch nicht dazu bei, ein bezauberndes
Wiener Mädel glaubhaft zu machen.
Prinz
Sou-Chong, optisch sehr authentisch durch Ki Chun PARK dargestellt (endlich
einmal keine gräßlich geschminkte Maske) blieb aber vokal ziemlich blaß.
Sein Tenor konnte zwar kräftige Höhen präsentieren, verfügt aber nicht
über Flexibilität und schon gar nicht über Schmelz.
Hingegen
waren die anderen Rollen bestens besetzt. Das Buffo-Paar: Johanna ARROUAS
als Mi hat nicht nur eine sehr gut geführte Stimme, sie konnte auch die
Rolle darstellerisch gut umsetzen, und Thomas SIGWALD als Graf Gustl ist
ein sympathischer Rollengestalter und singt den nicht sehr ergiebigen
Part bestens.
Bei
Operette in Wien sind es aber auch sehr stark die Sprechrollen, die einem
Werk, einer Aufführung zu Glanz verhelfen, wie in diesem Fall der lang
gediente Burgtheaterstar Heinrich SCHWEIGER als Graf Lichtenfels und Sou-Chongs
Onkel, so wie auch Gerald PICHOWETZ, der ebenfalls doppelt besetzt einem
General und Obereunuchen Charakter verleiht. Beide wurden sehr gefeiert.
Die
Inszenierung und Bühnenbild sind für einige Jahre gut tauglich, jetzt
liegt es nur noch daran, für die Hauptpartien einen Tenor mit Schmelz
zu finden, denn schließlich liegen in seiner Kehle ja einige der schönsten
Lehar Melodien, und eine Sopranistin, die weniger hart klingt. Dann hätte
dieses "Land des Lächelns" die Chance, ein Erfolgsschlager zu werden.
Und
auch Operette braucht ein gut geführtes ORCHESTER, und Sascha GOETZEL
am Pult bewies dies bereits durch die gute Ouvertüre, und auch sonst waren
die verschiedenen Musikstile gut phrasiert.
Der
Premierenabend wurde mit gewissen Einschränkungen sehr bejubelt; die Produktion
wird sich sicher einer großen Beliebtheit erfreuen. EH
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