"MANON" - 21. Januar 2008

Nur Rolando VILLAZÓN hat diesen Abend getragen. Er hat jetzt sich jetzt in Wien innerhalb kürzester Zeit mit zwei neuen Rollen präsentiert und beide Male gut bestanden. Er ist in jeder Phase der Entwicklung intensiv, zu Beginn der jugendliche Übermut, dann der leidenschaftliche Liebhaber und der reuige Sünder. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß sein Des Grieux in einer anderen Inszenierung und mit einer anderen Partnerin wesentlich intensiver geworden wäre.

Der Inszenierung von André SERBAN stehe ich nun nach der zweiten besuchten Aufführung mit mehr Skepsis gegenüber, und das, weil es sich in solchen Inszenierungen stark bemerkbar macht, wenn der Regisseur nicht mit den Darstellern arbeitet, und diese dann sich selbst überlassen sind. Es war zu befürchten, daß es dann schwach wird,. Rolando Villazón ist da eine Ausnahme. Er hat eine unendliche Kraft und Ausstrahlung, sich in allen möglichen und unmöglichen Inszenierungen zu behaupten.

Norah ANSELLEM als Manon hatte es doppelt, ja dreifach schwer. Die Vorgängerin Anna Netrebko schwebte als Geist umher, der starke Partner Villazón (der es aber schaffte, sie stellenweise mitzureißen), und leider ihr Mangel an Ausstrahlung, denn von der Vielfalt in der Rolle gelang lediglich die Sterbeszene einigermaßen. Weder das jugendlich naive Mädchen noch die große Verführerin liegen ihr wirklich. Und stimmlich verfügt sie auch nicht über die wirklich richtigen Mittel. Die Mittellage ist ziemlich eng, und der Höhe fehlt Leichtigkeit.

Die Nebenrollen waren diesmal auch fast alle neu und nicht alle on Top. Sehr gut auch hier wieder Markus EICHE als Lescaut, Dan Paul DUMITRESCU debütierte als Graf des Grieux, seiner Arie konnte er leider trotz seiner sonoren Stimme nicht das richtige Gewicht geben. Schade. Auch hier fehlten sicher die Proben.

Herwig PECORARO als Morfortaine war leider nicht auf seinem sonstigen Niveau, vielleicht ein schlechter Tag? Die drei Damen Cornelia SALJE, Zoryana KUSHPLER und Elisabeth MARIN sangen und gestalteten rollendeckend.

Marco ARMILIATO am Dirigentenpult koordinierte sehr sorgfältig und brachte auch schöne Nuancen in die Orchesterstellen.

Dank Rolando Villazón war es ein guter Abend, ohne ihn wäre es über Mittelmaß nicht hinaus gekommen. Der Applaus war natürlich für den Tenor orkanartig, und alle anderen profitieren davon. EH