Nur
Rolando VILLAZÓN hat diesen Abend getragen. Er hat jetzt sich jetzt in
Wien innerhalb kürzester Zeit mit zwei neuen Rollen präsentiert und beide
Male gut bestanden. Er ist in jeder Phase der Entwicklung intensiv, zu
Beginn der jugendliche Übermut, dann der leidenschaftliche Liebhaber und
der reuige Sünder. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß sein Des
Grieux in einer anderen Inszenierung und mit einer anderen Partnerin wesentlich
intensiver geworden wäre.
Der
Inszenierung von André SERBAN stehe ich nun nach der zweiten besuchten
Aufführung mit mehr Skepsis gegenüber, und das, weil es sich in solchen
Inszenierungen stark bemerkbar macht, wenn der Regisseur nicht mit den
Darstellern arbeitet, und diese dann sich selbst überlassen sind. Es war
zu befürchten, daß es dann schwach wird,. Rolando Villazón ist da eine
Ausnahme. Er hat eine unendliche Kraft und Ausstrahlung, sich in allen
möglichen und unmöglichen Inszenierungen zu behaupten.
Norah
ANSELLEM als Manon hatte es doppelt, ja dreifach schwer. Die Vorgängerin
Anna Netrebko schwebte als Geist umher, der starke Partner Villazón (der
es aber schaffte, sie stellenweise mitzureißen), und leider ihr Mangel
an Ausstrahlung, denn von der Vielfalt in der Rolle gelang lediglich die
Sterbeszene einigermaßen. Weder das jugendlich naive Mädchen noch die
große Verführerin liegen ihr wirklich. Und stimmlich verfügt sie auch
nicht über die wirklich richtigen Mittel. Die Mittellage ist ziemlich
eng, und der Höhe fehlt Leichtigkeit.
Die
Nebenrollen waren diesmal auch fast alle neu und nicht alle on Top. Sehr
gut auch hier wieder Markus EICHE als Lescaut, Dan Paul DUMITRESCU debütierte
als Graf des Grieux, seiner Arie konnte er leider trotz seiner sonoren
Stimme nicht das richtige Gewicht geben. Schade. Auch hier fehlten sicher
die Proben.
Herwig
PECORARO als Morfortaine war leider nicht auf seinem sonstigen Niveau,
vielleicht ein schlechter Tag? Die drei Damen Cornelia SALJE, Zoryana
KUSHPLER und Elisabeth MARIN sangen und gestalteten rollendeckend.
Marco
ARMILIATO am Dirigentenpult koordinierte sehr sorgfältig und brachte auch
schöne Nuancen in die Orchesterstellen.
Dank
Rolando Villazón war es ein guter Abend, ohne ihn wäre es über Mittelmaß
nicht hinaus gekommen. Der Applaus war natürlich für den Tenor orkanartig,
und alle anderen profitieren davon. EH
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