Neue
Sänger, alte Inszenierung. An diese kann ich mich eigentlich noch immer
nicht gewöhnen, obwohl die Premierenkritiken voll des Lobes für Jürgen
FLIMM waren. Was wirklich gut ist , die Lichtregie.
Aber
ich gehe eigentlich ohnedies selten wegen einer Inszenierung in die Oper,
sondern viel mehr wegen der Sänger, in diesem Fall stellte sich Ramón
VARGAS als Roméo vor. Wenn man seinen gepflegten Gesangstil als Basis
nimmt, konnte man zufrieden sein, denn diesbezüglich blieb Ramon Vargas
nichts schuldig, schöne Bögen, schöne piani, auch schöner Ausdruck, allerdings
sind die Höhen nicht ganz einwandfrei und ohne Anstrengung gekommen. Da
dürfte es ein Tagestief gegeben haben. In der Darstellung war er nicht
überschwenglich, aber doch ein gefühlvoller Roméo.
Die
neue Juliette Dina KUZTNETSOVA war leider nicht ebenbürtig. Eine angenehme
Stimme, doch einer relativ breiten Mittellage standen meist schrille,
unebenmäßigen Höhen gegenüber, und auch von der Darstellung hätte sie
einiges mehr bieten sollen. Aber hier setzt bei mir eine große Toleranz
ein, da es ja kaum ausreichende Proben gibt, damit sich die Sänger wirklich
mit der Inszenierung vertraut machen können noch mit den Kollegen.
Michaela
SELINGER war ein sowohl stimmlich als auch optisch ansprechender Stéphano,
Ejirio KAI diesmal etwas blaß als Mercutio. Von den weiteren kleineren
Rollen muß man die guten Ensembleleistungen von Frère Laurent (Walter
FINK), Capulet (Wolfgang BANKL), Gertrude (Aura TWAROSKA) und Paris (Hans
Peter KAMMERER) festhalten.
Das
ORCHESTER stand unter der Leitung von Claude SCHNITZLER, der keine überzogenen
Lautstärken forderte, genug Schmelz zuließ, ohne aber triefend zu werden.
Ein durchaus angenehmes Dirigat.
Es
gab reichlich Applaus für Ramon Vargas, wohlwollende Anerkennung für alle
anderen Interpreten. EH
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