Saisonabschluß
mit traurigem Ausgang… auf der Bühne und nach meiner Vorstellung. Ich
hatte in diese Aufführung, ob der Besetzung eigentlich sehr hohe Erwartungen
gesetzt, die nur sehr spät einigermaßen erfüllt wurden.
Drei
Akte lang zog sich Fadesse durch diesen Abend, die noch am ehesten durch
die Interpreten der Nebenrollen unterbrochen wurden. Von Beginn war das
Orchester unter Marco ARMILIATO leider eines der Hauptprobleme für den
nicht geglückten Abend. Die Lautstärke übertönte wieder einmal die Sänger
und der Massenet-Stil ist auch nicht getroffen worden.
Werther
war Neil SHICOFF, welcher vor ca. zwanzig Jahren diese Rolle zum letzten
Mal in Wien gesungen hatte. Ich bin nicht grundsätzlich der Meinung ,
daß Rollen für Sänger ein Ablaufdatum haben, aber dadurch daß Neil Shicoff
sich in anderen Rollenbereichen sehr stark profiliert hat, ist ihm der
Werther entglitten. Er ist kein Schwärmer mehr. Nur die Schlußszene gelang,
wo er wieder einen Leidenden, Gespaltenen darstellen konnte. Leider ist
ja auch die Klangfarbe seiner Stimme in den letzten Jahren härter geworden
und harmoniert nicht wirklich mit der Musik von Massenet.
Als
Charlotte präsentierte sich Vesselina KASAROVA: Ein wunderschöne, beeindruckende,
sogar echt erotische Stimme. Ich hatte sie vor Jahren als Rosina gehört,
und ihr Timbre ist seitdem interessanter und noch satter geworden. Eine
Sängerin, die durchaus begeistern könnte, aber bei ihrer Charlotte sprang
der Funke nicht über. Es war von der Gesangtechnik eine gute Leistung
, aber die Gestaltung kam dabei zu kurz.
In
den kleineren Rollen stach vor allem die junge Laura TATULESCU als Sophie
hervor. Ein Talent, stimmlich und darstellerisch sehr gut. Alfred SRAMEK
als Le Bailli ist eine Stütze des Hause, stimmlich on top, und darstellerisch
füllt er die Rollen immer bestens aus.
Frank
Morten LARSEN als Albert zeigte eine gute Mischung aus Liebe und Zweifel
an Charlotte und setze dies stimmlich auch sehr gut um. Schmidt (Benedikt
KOBEL) und Johann (Marcus PELZ) waren rollendeckend.
Das
Bühnenbild von Peter PABST gefällt mir nach wie vor gut, der Regisseur
Andrei SERBAN hat, wie man nunmehr bemerken konnte, eine Inszenierung
geschaffen, in der sich auch eine andere Besetzung recht gut einfügen
kann.
Charlotte
und Werther wurde sehr stark gefeiert, obwohl es während der Aufführung
selbst keine besonderen Gunstbezeugungen des Publikums gegeben hatte.
Für mich ist der Abend nicht nach meinen Erwartungen abgelaufen, und ich
hätte gerne einen anderen Eindruck mitgenommen. EH
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