Eine
Aufführung, die von Absagen geprägt war. Mit einiger Vorankündigung sagten
sowohl Tenor und Bariton ab und wurden umbesetzt. Da kommt meist keine
Freude auf, da die Ersatzsänger selten von gleicher Qualität sind. Von
der ursprünglichen Besetzung her, hätte es eine recht homogene Aufführung
werden können, allein es kam sehr viel anders.
Giuseppe
Sabattini wurde in allen Vorstellungen der Serie durch Keith IKAIA-PURDY
als Edgardo ersetzt. Einspringer haben immer einen schweren Stand , aber
Keith Ikaia-Purdy konnte die Rolle nicht ausfüllen und den stimmlichen
Anforderungen der Partie auch nicht mehr gerecht werden. Die Stimme hat
sehr viel an Kraft verloren, und die hohen Töne wurden gepreßt. Auch an
ihm geht die Zeit nicht spurlos vorüber, und er hat nur allzu oft Rollen
gesungen, die seiner Stimme nicht gut getan hatten.
Die
zweite Absage betraf Enrico, der von dem jungen Boaz Daniel interpretiert
hätte werden sollen, auch dieser erkrankte, und dankenswerterweise sprang
Lucio GALLO kurzfristig ein. Lucio Gallo ist ja ein sehr solider Sänger,
aber es gibt immer wieder im Repertoire eines Sängers Rollen, die ihm
nicht so ganz gelegen sind. Dazu gehört meiner Meinung nach der Enrico,
aber auch der Escamillo. Mir fehlte mehr Flexibilität in der Stimme und
auch etwas mehr an Farbnuancen um der Rolle Gestalt zu verleihen.
Wie
bei den meisten der Wiener "Lucia" Aufführung stand in der Titelpartie
Edita GRUBEROVA auf der Bühne. Ohne Fehl und Tadel könnte man sagen. Allerdings
genießt die Sängerin ein Privileg, das sonst kaum jemandem zu Teil wird,
alle Dirigenten und auch jener des Abends tragen sie durch die Abende
und ermöglichen so, daß die anstrengende Rolle ohne Probleme gesungen
werden kann. Ich habe Frau Gruberova im Laufe der Jahre einige Male in
der Rolle gesehen und gehört, und es ist sicher sehr anerkennenswert,
welch gleich bleibendes, hohes gesangliches Niveau und Präzision die Sängerin
bietet. Und dennoch die Jahre machen sich bemerkbar, und als junges Mädchen
wirkt sie wahrlich nicht mehr.
In
den anderen Partien stach vor allem der Interpret des Raimondo In-Sung
SIM mit einem prachtvollen, kräftigen Baß hervor. Gut in der Interpretation
Arturo (John DICKIE), Alisa (Sophie MARILLEY) und Normanno (Cosmin IFRIM).
Am
Dirigentenpult Paolo ARRIVABENI, der als prächtiger Unterstützer aller
Sänger fungierte, das ORCHESTER und den CHOR aber auch unter Kontrolle
behielt. Harmonische Chorleitung des Abends hatte Janko KASTELIC.
Die
144. Aufführung (daraus kann man auf das Alter schließen ) in der Inszenierung
von Boleslaw BARLOG: Leicht angestaubt, aber noch immer brauchbar.
Für
mich war es kein wirklich befriedigender Abend, Der Applaus war zum Abschluß
eigentlich nur auf Edita Gruberova ausgerichtet und relativ sehr knapp
bemessen. EH
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