"LUCIA DI LAMMERMOOR" - 15. Mai 2007

Eine Aufführung, die von Absagen geprägt war. Mit einiger Vorankündigung sagten sowohl Tenor und Bariton ab und wurden umbesetzt. Da kommt meist keine Freude auf, da die Ersatzsänger selten von gleicher Qualität sind. Von der ursprünglichen Besetzung her, hätte es eine recht homogene Aufführung werden können, allein es kam sehr viel anders.

Giuseppe Sabattini wurde in allen Vorstellungen der Serie durch Keith IKAIA-PURDY als Edgardo ersetzt. Einspringer haben immer einen schweren Stand , aber Keith Ikaia-Purdy konnte die Rolle nicht ausfüllen und den stimmlichen Anforderungen der Partie auch nicht mehr gerecht werden. Die Stimme hat sehr viel an Kraft verloren, und die hohen Töne wurden gepreßt. Auch an ihm geht die Zeit nicht spurlos vorüber, und er hat nur allzu oft Rollen gesungen, die seiner Stimme nicht gut getan hatten.

Die zweite Absage betraf Enrico, der von dem jungen Boaz Daniel interpretiert hätte werden sollen, auch dieser erkrankte, und dankenswerterweise sprang Lucio GALLO kurzfristig ein. Lucio Gallo ist ja ein sehr solider Sänger, aber es gibt immer wieder im Repertoire eines Sängers Rollen, die ihm nicht so ganz gelegen sind. Dazu gehört meiner Meinung nach der Enrico, aber auch der Escamillo. Mir fehlte mehr Flexibilität in der Stimme und auch etwas mehr an Farbnuancen um der Rolle Gestalt zu verleihen.

Wie bei den meisten der Wiener "Lucia" Aufführung stand in der Titelpartie Edita GRUBEROVA auf der Bühne. Ohne Fehl und Tadel könnte man sagen. Allerdings genießt die Sängerin ein Privileg, das sonst kaum jemandem zu Teil wird, alle Dirigenten und auch jener des Abends tragen sie durch die Abende und ermöglichen so, daß die anstrengende Rolle ohne Probleme gesungen werden kann. Ich habe Frau Gruberova im Laufe der Jahre einige Male in der Rolle gesehen und gehört, und es ist sicher sehr anerkennenswert, welch gleich bleibendes, hohes gesangliches Niveau und Präzision die Sängerin bietet. Und dennoch die Jahre machen sich bemerkbar, und als junges Mädchen wirkt sie wahrlich nicht mehr.

In den anderen Partien stach vor allem der Interpret des Raimondo In-Sung SIM mit einem prachtvollen, kräftigen Baß hervor. Gut in der Interpretation Arturo (John DICKIE), Alisa (Sophie MARILLEY) und Normanno (Cosmin IFRIM).

Am Dirigentenpult Paolo ARRIVABENI, der als prächtiger Unterstützer aller Sänger fungierte, das ORCHESTER und den CHOR aber auch unter Kontrolle behielt. Harmonische Chorleitung des Abends hatte Janko KASTELIC.

Die 144. Aufführung (daraus kann man auf das Alter schließen ) in der Inszenierung von Boleslaw BARLOG: Leicht angestaubt, aber noch immer brauchbar.

Für mich war es kein wirklich befriedigender Abend, Der Applaus war zum Abschluß eigentlich nur auf Edita Gruberova ausgerichtet und relativ sehr knapp bemessen. EH