"WERTHER"- 23. Juni 2006

Manches Mal (immer öfter) würde es sich anbieten, die Operntitel umzuändern, die Werke umzutaufen. Viel eher wäre das Werk als "Charlotte" zu betiteln, denn welch eine Charlotte stand da auf der Bühne! Elina GARANCA ist stimmlich mit ihrem schönen, warmen und wandlungsfähigen Mezzo eine absolute Idealbesetzung. Hinzu kommt noch, daß sie optisch und in der Darstellung in der Rolle nichts vermissen läßt. Und sie wird von Mal zu Mal besser und begeistert immer mehr. Elina Garanca gehört trotz ihrer Jungend zu den ganz Großen der heutigen Opernwelt, und es werden sicher noch andere große Rollen auf sie zukommen, in welchen sie ihr großes Talent zeigen wird können.

Bei solch einer Charlotte tut sich jeder Werther schwer. Der Wien Debütant Marcus HADDOCK kämpfte wacker, sang einen eher verhaltenen Werther , stimmlich nicht sehr auftrumpfend. Seine große Arie blieb ohne Applaus, was also einiges aussagt. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß sein Potential noch nicht ausgelotet wurde.

Erfreulich der zweite Rollendebütant des Abends, Morton Frank LARSON als Albert mit kräftiger Stimme und den Charakter gut interpretierend. Bereits bestens erprobt ist Ileana TONCA als Sophie. Le Bailli (Janusz MONARCHA) kämpfte mit dem französischen Text, wodurch der Gesang litt.

Das ORCHESTER wurde von Marco ARMILLIATO umsichtig geleitet, aber eine besondere Note konnte man nicht erkennen.

Die Inszenierung hat sich recht gut bewehrt, und auch Neulinge können sich ganz gut darin zurecht finden.

Die Saison neigt sich dem Ende zu, und es war dies sicher ein guter Repertoireabend. Elina Garanca und das Ensemble wurden bejubelt, aber für die Qualität des Abends war die Dauer des Applauses sehr kurz. Eine Abonnementvorstellung mit einem Publikum, das mit "Werther" nicht viel anfangen konnte. Schade. EH