Daß
eines der wichtigsten, ja, schönsten Werke Verdis so selten gespielt wird,
ist eigenartig. Die etwas üppige Inszenierung, die dem heutigen Kritikergeschmack
nicht entspricht, kann nicht die wahre Ursache sein, vielmehr ist es der
Mangel an adäquaten Sängern.
Umso
erfreulicher war es, daß Giuseppe SABBATINI sich in der Rolle des Gustavo
nun auch in Wien präsentierte. Höchst souverän tritt er auf, höchst souverän
meistert er die vielen heiklen Passagen. Sein Timbre ist ja gefällig,
und Giuseppe Sabbatini ist einer der wenigen Sänger, der immer um vokale
Differenzierung bemüht ist.
Die
Amelia wurde von Norma FANTINI auf gleichem Niveau gesungen. Der kräftige
Sopran läßt die Höhen in vollem Volumen aufblühen. Bori KESZEI gab einen
etwas spröd klingenden Pagen Oscar.
Nadia
KRASTEVA war ein gute, aber nicht durchdringende, das Geschehen in Gang
bringende Ulrica. Womit nun als letzter Hauptprotagonisten Georg TICHY
als Renato bleibt. Kein Neuling in der Rolle, aber auch kein Sänger, der
starke Emotionen erweckt. Seine Gestaltung ist wenig gräflich, und es
gab ziemlich starke stimmliche Schwankungen.
Die
Verschwörer Alexander MOISUC und Hannes WIEDECKE waren stimmkräftig in
Aktion, aber darstellerisch war wenig Kontur vorhanden.
Der
CHOR war, da es ja eine Wiederaufnahme war, gut einstudiert. Der Dirigent
Miguel GOMEZ-MARTINEZ brachte viel Temperament ein, aber nicht eine schöne
klare Linie.
Die
Aufführung wurde kurz, aber sehr kräftig gewürdigt, was dem Niveau entsprach.
EH
|