Die
Wiederaufnahme des Werkes wurde neuerlich mit Edita GRUBEROVA als Elisabeth
von England angesetzt, alle andere Rollen waren neu besetzt. Es stellte
dies den ersten großen Abend der neuen Saison dar, ließ aber einige Wünsche
offen.
Ich
war nicht alleine mit meiner Meinung. Die fünf bzw. fast sechs Jahre seit
der Premiere sind an Edita Gruberova nicht völlig spurlos vorbeigegangen.
Dank der intensiven Unterstützung durch ihren dirigierenden Gatten Friedrich
HAIDER, der das ORCHESTER über weite Strecken im Pianissimo spielen läßt,
ist die gesangliche Leistung auf einem Niveau, das von anderen Sängerinnen
nur schwer zu erreichen ist, bzw. es ja gar nicht der Versuch unternommen
wird, sich mit solchen Rollen auseinander zu setzen.
Neben
Frau Gruberova gab es aber lauter Rollenneulinge, allen voran Joseph CALLEJA:
Sein Stimmaterial ist ja sehr interessant und überrascht immer wieder,
er singt auch über weite Strecken sehr kultiviert und setzt die Spitzentöne
klar, hatte dann aber zwischendurch Ermüdungserscheinungen. Die Rollengestaltung
selbst ist nicht sehr tief, aber da bräuchte es vermutlich eine intensivere
Probenzeit.
Das
zweite Paar, Sonia GANASSI als Sara und Roberto FRONTALI als Nottingham,
war auch nicht wirklich harmonisch. Frau Ganassi hat zwar eine schöne
Stimme, konnte diese aber nicht optimal einsetzen, Roberto Frontali hingegen,
ist mit seiner rauhen Stimme nicht gerade für schmeichelweichen Belcanto
geeignet, in der Darstellung nicht sehr überzeugend, aber auch hier gilt,
daß das wohl an mangelnder Probenarbeit liegen mag.
Alles
in allem war es ein ordentlicher, aber nicht berauschender Abend, wenn
auch Frau Gruberova frenetisch gefeiert worden ist, und man die anderen
Künstler reichlich mit Applaus bedachte. Hätte ein populäreres, bekannteres
Werk am Spielplan gestanden, hätte vieles anders ausgesehen, das Publikum
wäre mitgegangen, und die Begeisterung hätte sich auf die Sänger übertragen.
So bestand nur ein unterkühltes Verhältnis. EH
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