"COSI FAN TUTTE" - 10. Januar 2006

Unabhängig von dem 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart: gab es ja schon einige Jahre im Januar die Mozartwochen. Man bescherte uns da immer schon gute und weniger gute Vorstellungen. Zum Mozartjahr selbst war diese "Cosi fan tutte"-Serie gut besetzt. Ich war in der ersten Vorstellung der Serie, und ich würde meinen, daß gegenüber der ersten Vorstellung der "Hochzeit des Figaro" unter Muti schon ein gewisser Unterschied bestand. Den würde ich aber nicht bei den Sängern und der Dirigentin suchen, sondern dem Umstand zuzuschreiben, daß hier wieder einmal nicht groß geprobt wurde.

Es wäre sicher mit dem Potential mehr herauszuholen gewesen, aber auch so konnte man mit der Aufführung einigermaßen zufrieden sein. Vor allem das Damenteam war von bester Qualität. Ricarda MERBETH sang sehr schönstimmig die Fiordiligi, vermochte auch in der Darstellung der Rolle Profil zu geben und harmonierte sehr gut mit Elina GARANCA. Die junge Sängerin hat sich sicher durch die intensive Vorbereitung zur Rolle für Aix en Provence (diese Chereau-Inszenierung kommt im Juni ins Theater an der Wien) auch für diese Auftritte profitiert. Elina Garanca hat eine der schönsten Mezzostimmen der letzten Jahre. Die Stimme ist wunderbar geführt, hat keine Brüche, eine besondere Ausstrahlung und ein sehr gefälliges Äußeres hat die Sängerin auch noch. Für mich eines der interessantesten Talente unter den weiblichen Jungstars und allein Wert, diese Aufführung zu besuchen.

Helen DONATH die "Seniorin" in dieser sonst jungen Truppe, hat nicht mehr die frischester aller Stimmen, aber die Rolle der Despina lebt ja sehr stark von der Darstellung, und die bietet Helen Donath in reichem Maße.

Das männliche Triumvirat hatte nicht ganz das optimale Niveau wie die Damen. Adrian ERÖD als Guglielmo setzt Stimme und Spielfreudigkeit gleichermaßen optimal ein. Roberto SACCA als Ferrando hat Routine, stimmlich hätte ich mir aber mehr Glanz gewünscht, den ich aus einer anderen Begegnung als Eindruck mitgenommen hatte. Pietro SPAGNOLI, optisch ein zu eleganter Don Alfonso, blieb stimmlich viel schuldig. Es mangelte seiner Darstellung an Durchschlagskraft.

Das Dirigat von Julia JONES war ziemlich rasant und somit der Harmonie bei den Sängern nicht ganz förderlich.

Trotz der erwähnten Einschränkungen war es ein überdurchschnittlicher Abend, der gering modifiziert zu einer Sternstunde gemacht werden könnte. EH