Die
letzte Premiere des Jahres 2006, die zweite der Saison 2006/2007 war eine
der eher selten gespielten Opern von Richard Strauss, auch weniger geschätzte
Oper von dem Komponisten. Meine erste Begegnung mit Strauss war einst
"Arabella", und obwohl ich damals noch sehr jung war und eigentlich an
der Strauss'schen Musik keinen Gefallen gefunden hatte, blieb doch bis
heute "Arabella" eines meiner Lieblingswerke.
Ich
freute mich auf diese Neuinszenierung zumal alles zu stimmen schien. Großartige
Stimmen, ein großartiger junger Dirigent und ein Regisseur, der schon
sehr gute Arbeit auf dem Theater geleistet hatte. Und es war ein sehr
gelungener Abend.
Die
Inszenierung von Sven Eric BECHTOLF war gut durchdacht in den dreißiger
Jahre des vorigen Jahrhundert angesiedelt. Vielen Kritikern und Zuschauern
war das nicht so genehm, es hätte doch in der librettogemäßen Zeit, also
1900, bleiben sollen. Zugegeben, ich wäre nicht böse gewesen, wenn dem
so gewesen wären, allerdings richtete sich die Kritik hauptsächlich an
die Schlußszene, in der Mandryka und Arabella die Hotelhalle in Richtung
Hotelzimmer verlassen. Was so um die Jahrhundertwende nicht möglich gewesen
wäre, weil nicht schicklich. Nun, in Richtung gehen, heißt noch nicht
zwingend dort hinzugelangen.
Sven
Eric Bechtolf hat es jedenfalls geschafft , und das war für mich positiv,
daß von der ersten bis zur letzten Minute kein Bruch stattfindet, und
auch die Sänger sehr gut geführt sind. Aber das erwartet man ja eigentlich
von einem Schauspieler, der als Regisseur auftritt.
Das
Bühnenbild von Rolf GLITTENBERG ist der Zeit entsprechend kühl, die Kostüme
von Marianne GLITTENBERG, was die Damen angeht (denn bei den Herren mit
"normalen" Anzügen gab es ja keine Probleme), waren wieder einmal leicht
unvorteilhaft. Ich verstehe die Kostümbildner schon lange nicht mehr.
Eine Sängerin/ein Künstler sollte doch auch tunlichst vorteilhaft aussehen
und gut wirken, das wird aber oft mißachtet.
Auf
der Bühne hatte sich eine beinahe optimale Besetzung zusammengefunden.
Das "beinahe" ist meine persönliche Einschränkung bezüglich Adrienne PIECZONKA
als Arabella. Sie singt akkurat, schafft es aber nicht, der Rolle eine
besondere stimmliche Färbung zu geben, zu berühren, ganz besonders in
dem Duett mit ihrer Schwester Zdenka.
Und
Zdenka Genia KÜHMEIER, die schon vor einigen Jahren bewiesen hat, welch
einfühlsame Sängerin sie in kleinsten Rollen ist, zeigte in dieser Rolle,
daß sie die in sie gesetzten Hoffnungen voll erfüllt. Sie begeistert mit
Stimmglanz und tiefem Ausdruck. Auch die Rollengestaltung war exzellent
und hatte in Michael SCHADE als Matteo einen sehr guten, ebenbürtigen
Partner. Stimmlich bestens disponiert und in seiner Liebe zu Arabella
ungebrochen und bereit zu sterben.
Fehlt
nur noch Mandryka.... Der Richtige wird kommen, der Richtige ist Thomas
HAMPSON, stimmlich an diesem Abend in bester Verfassung. Für die Rolle
hat er nicht nur den Charme gepachtet sondern auch eine ganz besondere
Ausstrahlung.
Graf
Waldner Wolfgang BANKL war der verkommene Vater, stimmgewaltig und sehr
egoistisch, Adelaide, seine Gattin, war mit Daniela DENSCHLAG etwas blaß
und nicht sehr um ihre Töchter besorgt besetzt.
Auch
die kleineren Rollen wie der Graf Elemer (John DICKIE) die Kartenaufschlägerin
(Janina BAECHLE) und die Fiakermilli (Daniela FALLI) waren allesamt brillant
und füllten diese Rollen mit Leben.
Am
Dirigentenpult stand Franz WELSER-MÖST; er ließ klar und zart spielen,
blieb ziemlich zügig in den Tempi, den Sängern legte er aber einen Klangteppich,
über den sie schweben konnten.
Tosender
Applaus für das gesamte Ensemble gab es nach diesem wirklich guten Abend.
EH
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