Zum
Jahresende gab es noch einige interessante Vorstellungen, darunter eine
Serie von "Don Carlo"-Aufführungen.
Die
Besetzung las sich interessant, aber die Aufführung selbst war nicht nur
interessant sondern verdiente als Prädikat "wertvoll", denn es war eine
der seltenen Abende, wo es zwar geringe Leistungsabstufungen gab, aber
ein harmonischer Abend auf höchstem Niveau stattfand. Nach vielen besuchten
Vorstellungen der Oper, wo es immer einen oder mehrere ernste Schwachpunkte
gegeben hatte, gab es diesmal unter allen Interpreten großartige Spannung.
Es
fällt mir daher fast schwer, wo ich mit positiven Worten ansetzen soll.
Wohl doch zuallererst bei Simon KEENLYSIDE als Marquis Posa: So sollte
ein Posa immer sein, stimmliche Strahlkraft, elegant, glaubhaft in der
bedingungslosen Freundschaft zu Carlo bis zum Tode, eine großartige Diktion.
An seiner Seite ein robuster Carlo namens José CURA: Er hat stimmlich
nicht die helle Strahlkraft und knickt manchmal bei den Spitzentönen ab,
aber er ist ein starke Bühnenpersönlichkeit und vermittelte stets jene
Empfindungen, die diesen Carlo bewegen.
Nicht
minder stark die Eboli von Luciana D'INTINO. Sie bestach mit einer ausladenden
Stimme, Temperament und brachte viele Nuancen zum Klingen. Eine gänzliche
neue Stimme stellte sich mit Olga GURYAKOVA als Elisabetta vor. Eine gut
geführte Stimme allerdings mit slawischem Klang, innig im Ausdruck.
Als
Philipp stand an diesem Abend ein erprobter Großinquisitor auf der Bühne:
Matti SALMINEN: Seinen großer Moment hatte er in der großen Arie im 3.
Akt, die er sehr berührend gestaltete. Kurt RYDL war ein sehr verläßlicher
Großinquisitor, ein bißchen mehr an Spannung zwischen den beiden großen
Persönlichkeiten, hätte eine ideale Szene ergeben.
Erfreulich
auch noch, daß es eine vernünftige Inszenierung von Pier Luigi PIZZI gibt,
und das Werk nicht verfremdet wurde. Aus dem Orchestergraben unter Marco
ARMILIATO war nicht die gleiche Harmonie wie auf der Bühne zu hören: Oft
zu klangstark, die Feinheiten dieser Verdi Oper wurden oft nicht hörbar
gemacht.
Es
gab reichlich Applaus für alle Sänger, und auch das Publikum verließ höchst
beglückt das Haus. EH
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