Am
Dirigentenpult stand Frédéric CHASLIN mit großem persönlichen Einsatz
aber ohne dem Werk einen besonderen Charakter bzw. Note zu geben.
Besonderen
Augenmerk legte man am Besetzungszettel dem Arturo von Juan Diego FLOREZ,
und es gab natürlich die größten Erwartungen. Ich für meinen Teil war
allerdings enttäuscht. Zum einen war seine Darstellung vollkommen emotionslos,
zum anderen ist seine stimmliche Ausarbeitung der Rolle nur darauf ausgerichtet
gewesen, alle, aber auch alle Spitzentöne in höchster Qualität abzuliefern.
Das ist ihm auch gelungen. Nur, das war mir zu wenig. Das ist Technik,
oder wenn man es anders nennen will, Artistik.
Statt
der im Jahresprogramm angesetzten Stefania Bonfadelli sang Elena MOSUC
die Rolle der Elvira. Teilweise hatte man bereits sehr gute Aufführungen
mit ihr gehört, aber ihre Leistung als Elvira hat dann die in sie gesetzten
Erwartungen sogar noch übertroffen. In allen Phasen der Rolle ist sie
mit einer sehr gut geführten Stimme präsent, und die vielen hohen Töne
dieser Rollen kommen makellos, ohne Brüche und Schärfe aus der Kehle.
Ein wahrer Gewinn in diesem Repertoire.
Sir
Giorgio, Elviras Onkel, wurde von Alastair MILES durchaus ordentlich gesungen,
aber weder die Stimme noch der Ausdruck des Sängers können mich begeistern.
Ich habe bislang von dem Sänger noch keine Rolle gehört, die sich zu einem
Erlebnis entwickelt hätte.
Roberto
FRONTALI kehrte nach einigen Jahren der Absenz wieder nach Wien zurück
und könnte mit seinem rauhen, kräftigen Bariton erfreuen, aber nicht uneingeschränkt.
Die erste Arie des Riccardo, die von seiner Liebe zu Elvira erzählt, hätte
einiges mehr an Schmelz und Weichheit abverlangt. Hier war der Sänger
zu auftrumpfend und laut. Hingegen war das große Duett mit Sir Giorgio
sehr dynamisch und ausdrucksstark.
Die
weiteren Rollen: Lord Walton (Januzs MONARCHA, ein dunkler Baß, ein würdiger
Vater), Enriquetta (Adrineh SIMONIAN debütierte in der nicht sehr aussagekräftigen
Rolle), Sir Roberton (rollendeckend Benedikt KOBEL).
Es
gab frenetischen Applaus für Frau Mosuc, ebensolchen für Juan Diego Florez,
woraus man wieder sieht, daß ein guter Name und vorzügliche Leistungen
in anderen Bereichen die meisten Zuhörer und Fans (deren gab es viele
in der Vorstellung) leicht verblendet. EH
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