Diese
Inszenierung stammt von 1958 und wird wohl bald durch eine modernere abgesetzt
werden. Sehr schade, denn sie ist sehr gelungen. Die Kirche ist die Kirche,
der Palazzo Farnese ist der Palazzo Farnese und die Engelsburg die Engelsburg.
Nun
zum Gesanglichem:
Nadja
MICHAEL, eine junge Sängerin, die ich sehr schätze, sang die Tosca mit
schönen Piani und ausgereifter Stimmführung. Allein die große Begeisterung
konnte mich nicht packen. Dazu fehlte es ihrer Darstellung an Tiefgang
und Rollenkenntnis. Sehr gelungen das "Vissi d'arte". Auf jeden Fall kann
und wird sie sich in dieser Rolle noch verbessern. Sie macht es schon
recht gut.
Ihr
zur Seite stand der große Wagnertenor Johan BOTHA. Doch er bewies, daß
ihm Puccini auch liegt. Saubere Höhen und einen wunderschönen Schmelz
in der Stimme. Leider muß man die Augen schließen, denn seine Leibesfülle
ist doch etwas störend. Aber na ja…
Gespannt
wartete das Wiener Publikum auf das Rollendebüt von Samuel RAMEY als Scarpia.
Und was für ein Debüt. Trotz seines Alters meisterte Ramey die Rolle nahezu
perfekt. Zwar blieben kleine stimmliche Unreinheiten im ersten Akt nicht
ungehört, doch die verschwanden gänzlich. Vor allem seine große Szene
"Se la giurrata fede…" bleibt für mich unvergeßlich. Eine große Studie
des egoistischen Polizeichefs.
Die
kleinen Rollen waren ebenfalls gut besetzt. Janusz MONARCHA sang einen
guten Angelotti. Wolfgang BANKL war als Mesner ebenfalls gut.
Das
ORCHESTER unter Vikoslav SUTEJ spielte ohne hörbare Probleme. Ein im großen
und ganzen gelungener Abend. (Bravo Maestro Ramey!) Felix-Conrad Haase
|