Debüts,
neue Sänger, waren an diesem und den vorangegangenen Abenden dieser Serie
von „Don Carlo“ (italienische vieraktige Version) zu hören. Es lief aber
nicht rund.
Philippe
JORDAN, der sympathische und sehr talentierte junge Dirigent, hatte an
dem Abend viel Mühe, die einzelnen Gruppen im Orchester zusammen zu führen,
was nach ca. einer halbe Stunden der Fall war, und dann begann der Abend,
musikalisch an Körper zu gewinnen. Es war sehr schade, denn dadurch war
Zeit verloren gegangen. Die Mißtöne, die es gegeben hatte, hätten sicher
vermieden werden können, wenn es auch für Repertoirevorstellungen Proben
geben könnte.
Gesanglich
gab es Highlights, aber auch wenig erfreuliches:
Johan
BOTHA ist ein stimmlicher Pracht-Don Carlo. Die Höhen lupenrein und wunderbar
geführte Linie, bestes Legato, herrliche Piani. Seine Darstellung ist
aufgrund seiner Leibesfülle etwas statisch, aber ich persönlich kann besser
mit wenig Darstellung als mit wenig Stimme und stimmlichem Ausdruck umgehen.
Rodrigo Marquese di Posa war Dmitri HVOROSTOVKY, ebenfalls eine Prachtstimme
stellenweise gut im Ausdruck. Den draufgängerischen Helden glaubt man
ihm, aber das innige Gefühl und die Freundschaft zu Carlo hat nicht den
totalen Durchbruch gehabt.
Miriam
GAUCI ist sehr reserviert und unterkühlt als Elisabeth. Die Stimme ist
sehr gut geführt, bringt Piani, nur große Emotionen brechen nicht durch.
Marianne CORNETTI war eine höchst statische Eboli, die gesangliche Interpretation
dazu mehr als emotionslos. Die Stimme ist zwar gut tragfähig, aber nachdem
die Sängerin keine Gefühle zeigen kann, ist von einer Rollengestaltung
nichts zu spüren.
Paata
BURCHULADZE zeigt wuchtige stimmliche Ausbrüche, aber das macht noch keinen
König, den man respektiert. Und der liebende Mann kann auch nicht glaubhaft
gemacht werden, er blieb wenig berührend. Und wer glaubt, daß der Großinquisitor
eigentlich Furcht einflössen soll, der hat Stefan KOCAN noch nicht gehört:
Ein sanfter Auftritt und auch kein starker Abgang.
In
weiteren Rollen: Ileana TONCA (Tebaldo), Markus NIEMINEN (Lerma und Herold),
INNA LOS (Stimme vom Himmel), Ain ANGER (Mönch), alle in guter Verfassung.
Der
Abend war somit nur marginal erfreulich. Wenn von fünf Rollen lediglich
eine wirklich gut besetzt ist, so ist ein passabler Durchschnitt nicht
gegeben. „Don Carlo“ in allen Rollen gleich gut besetzt zu bekommen, ist
ein Glücksfall, der leider nur alle zehn Jahre einmal stattfindet. Dazwischen
muß man sich bescheiden. EH
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