Zwei
Sänger, die in Wien noch nicht bzw. nicht viel gesungen haben, waren Anreiz
für mich, eine Aufführung zu besuchen, die sonst sicher keine Überraschung
erwarten ließ.
Der
Hausdebütant Ludovic TEZIER sang den Grafen Almaviva. Dem Sänger ging,
vor allem aus den französischen Medien ein ausgezeichneter Ruf voraus.
Schöne Stimme , ausdrucksstarker Gesang und ausgezeichnete Mozartkultur.
Nun, dem kann ich mich so euphorisch nicht anschließen. Herr Tézier hat
eine nicht gerade auftrumpfende Stimme und auch ohne besondere Charakteristika.
Über Mozartkultur könnte man reden, aber ausdruckstark war der Gesang
nicht besonders. Alles in allem war ich eher enttäuscht.
Aber
Erlebnisse auf der ganzen Linie gibt es wohl nicht und so mußte ich mich
mit einem vorzüglichen Figaro bescheiden. Erwin SCHROTT heißt der junge
Bariton, der in der Rolle des Figaro sprühte, scherzte, sich behauptete,
mit kräftiger, wohl klingender Stimme bestach und auch optisch eine Freude
war.
Überhaupt
war das Dienerpaar weit glaubwürdiger als das gräfliche Paar. Ildiko RAIMONDI
ist in der Inszenierung eine erprobte Susanna, die im lockerem Zusammenspiel
mit Angelika KIRCHSCHLAGER als ebenso erprobtem Cherubin ein gute Quantum
an Humor einbrachten.
Hingegen
sieht man in Ricarda MERBETH eine selten steife und emotionslose Gräfin.
Die Stimme klingt auch wie „schockgefroren“ und ohne Schmelz. Bei der
ersten Begegnung mit der Sängerin in der Rolle dachte ich noch, es hätte
an dem Dirigenten gelegen gewesen, daß kein Funke überspringen konnte.
Die
Nebenrollen (Stella GREGORIAN, Ain ANGER, Bori KESZEI ,Michael ROIDER)
waren allesamt sehr zufrieden stellende Gestalter.
Jun
MÄRKL am Dirigentenpult war auf flotte Tempi aus, was sich als so schlecht
nicht erwies.
Nicht
der beglückende Abend, den ich mir gewünscht hätte, aber das gibt es eben
nicht immer. Applaus wurde teilweise wohlwollend, teilweise höchst bescheiden
gespendet. EH
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