Akustisch
und optisch ist Rolando VILLAZÓN ein Glücksfall und eine Freude. Mein
dritter Roméo auf der Wiener Opernbühne, aber der Erste zum Verlieben,
und dies obwohl er mit durchaus hochkarätigen Sängern konkurrieren mußte.
Dieses Wiendebüt hat endlich einmal ungeteilte Aufmerksamkeit gehabt und
zeigte uns einen wirklich interessanten Sänger mit ganz starker Ausstrahlung.
Seine Stimme ist zwar nicht sehr groß ( ist offenbar auf den Tonträgern
ganz stark aufgedreht worden), aber sehr gut geführt. Rolando Villazón
versteht es außerordentlich gut, seine Stimme zu steuern, zurückzunehmen,
herrliche Piani zu singen, aber dann doch strahlende Kraft und Dramatik
für die Höhen aufzubringen.
Seine
Diktion ist sehr gut, er singt differenziert, sein Französisch auch für
französische Ohren fast perfekt, und seine Darstellung von einer seltenen
Natürlichkeit (wäre er nicht Sänger geworden, er könnte ein ebenso guter
Darsteller sein). So eine Darstellung wünschte man sich immer. Unter den
jungen Tenören ist er sicher jener, der auf Anhieb am meisten beeindruckt
hat, und mit den besten Chancen, sich sehr breit zu entwickeln.
Aber
auch die Juliette von Juanita LASCARRO hat einiges dazu beigetragen, daß
der Abend ein gelungener war. Ihre Darstellung harmonierte sehr gut mit
jener ihres Romeos, allerdings war ihre Gesangsleistung nicht ganz lupenrein.
Die Stimme hat leider in der Höhe immer wieder Brüche gehabt, und die
Höhen waren sehr oft unsauber und gebrochen. Aber daran muß man die Gesamtleistung
nicht messen.
Die
kleineren Rollen waren nahezu alle mit hauseigenen Sängern sehr gut besetzt.
Alfred SRAMEK ein würdiger und stimmgewaltiger Capulet, Stella GREGORIAN
ein netter, wenn auch nicht ganz brillanter Stéphano; das Gefolge der
Montague und Capulet, Tybalt/Marian TALABA (etwas undeutlich, aber kräftige
Stimme), Benvolio/Meng Chie HO und Mercutio/Marten Frank LARSON (sehr
aktiv), Pater Laurent/Walter FINK, le Duc/Ain ANGER. Allesamt gute Stimmen
und mit Freude bei der Sache. Ein Debütantin gab es in der Rolle der Gertrude
mit Janina BAECHLE, die sich in de nicht ganz einfachen Inszenierung gut
behauptete.
Und
zur Inszenierung: Ich kann noch immer keinen Gefallen daran finden, auch
wenn sie von Jürgen FLIMM stammt. Dies gilt auch für die Kostüme von Birgit
HUTTER. Sieht man verschiedene Sänger in der Rolle/Kostüm, merkt man,
daß der Kostümbildner bei einer Neuinszenierung und Premiere nicht an
mögliche Folgesänger denkt. Das wäre aber sehr von Vorteil.
Der
Dirigent Claude SCHNITZLER, ein Neuling für mich, war mit den Sängern
nicht immer ganz auf Linie, aber mit dem ORCHESTER und CHOR gab es gutes
Verständnis, wenn auch die Klangfarbe nicht immer harmonisch war. EH
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