Es
ist eine Freude, daß die neue Direktion der Volksoper sich an Werke erinnert,
sich auf ein Repertoire besinnt, das immer an der Volksoper beheimatet
war, und das ebenda gut zu spielen ist und auch immer gut aufgenommen
wird.
Warum
also seit 1980 das Werk kaum oder nur sporadisch aufgeführt wurde, obwohl
es sicher für alle Rollen immer gute Interpreten gegeben hat, wird mir
wohl ein Rätsel bleiben. Statt dessen hat man parallel zur Staatsoper
„Carmen“, „Traviata“ u.a. geboten, wobei der Erfolg sehr umstritten blieb.
Nun diese Zeiten scheinen ja jetzt vorbei zu sein, und so konnte man sich
an einer respektablen der Inszenierung von Heinz Lukas KINDERMANN erfreuen.
Allerdings, ein gewisser Schmiß fehlte, ein ausgefeiltes Zusammenspiel
zwischen den Hauptinterpreten kam nicht zustande, aber ein netter Anfang
wurde gemacht. Man muß allerdings erwähnen, daß nahezu alle Sänger neu
in der Inszenierung mitwirkten und daher der Knoten noch fehlte.
Bei
den Sängern ist man naturgemäß an drei Rolleninterpreten besonders interessiert:
der Zar Peter: Peter EDELMANN schönstimmig, herrliche Diktion (was auch
den Dialogen sehr entgegen kommt ) gute Erscheinung, eine wirklich ideale
Besetzung der Rolle und auch sicher anderer dieses Faches.
Van
Bett: Lars WOLDT der Eindruck im ersten Akt war etwas enttäuschend, aber
in weiterer Folge stabilisierte sich der Sänger sowohl stimmlich als auch
in der Darstellung. Van Bett hat es natürlich auch leicht, das Publikum
ist aufgrund der beiden wirklich zündenden Melodien immer auf seiner Seite.
Chauteauneuf:
Ferdinand von BOTHMER (keine große Rolle aber eine der schönsten tenoralen
Melodien) setzte seinen lyrischen Tenor gut und eindrucksvoll ein. Von
ihm könnte man sich sicher noch weitere gute Rollen vorstellen. Marie:
Jennifer O’LAUGHLIN nicht sehr wortdeutlich, aber stimmlich sehr nett
in der Rolle.
Peter
Iwanow: Dietmar KERSCHBAUM konnte sich nicht nahtlos in die guten Leistungen
der anderen Sänger einreihen. Die Rolle bietet doch einiges, um sich zu
entfalten, weit mehr eigentlich als jene des echten Zaren, der immer dezent
und würdevoll bleiben muß.
Die
Herren Pavel KUDINOV, Steffen RÖSSLER und die zweite Dame des Teams Andrea
BÖNIG ergänzten zufrieden stellend das Team.
Der
Holzschuhtanz, ebenfalls eines der musikalischen Magnete der Oper fiel
aber schwach aus, die TÄNZER hatten wieder einmal zu wenig Platz und mußten
sich auch auf einer schrägen Bühne bewegen, beides dem Tanz nicht zuträglich.
Der CHOR hätte auch etwas mehr Homogenität vertragen. Das ORCHESTER war
bemüht und bei dem Routinier Ernst MÄRZENDORFER gut aufgehoben, aber etwas
mehr Schwung hätte nicht geschadet.
Obwohl
es ein netter Abend war, habe ich doch den gewissen Funken vermißt, der
auf das Publikum überspringen hätte sollen. Es gab freundlichen, aber
nicht sehr intensiven Applaus. EH
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