Wenn
man von einer positiven Überraschung in der letzten Zeit berichten darf,
dann ist es eindeutig diese Aufführung. Bei dem vorangegangenen „Falstaff“
war vom Werk her bereits eine Sicherheit gegeben, die vielen großartigen
Sänger ließen auch keinen Zweifel über ein Gelingen dieser Aufführung
aufkommen. Aber bei dem wenig bekannten und gespielten Werk „Oedipe“ von
Geroge Enescu, mußte man ja doch etwas skeptisch sein.
Aber
bereits von der ersten Szene an nahm das Werk, die Musik gefangen. Das
Werk wurde 1936 uraufgeführt, nachdem Enescu sehr lange daran gearbeitet
hatte. Es hätte also durchaus ein sehr moderner Klang an unser Ohr dringen
können, dem war aber nicht so, statt dessen erreichen uns sehr harmonische
Klänge, fallweise wie Volksweisen klingend und sehr gefällige instrumentiert.
Die
Inszenierung stammt von Götz FRIEDRICH, und das war offenbar ein Glücksfall,
denn es kam eine einfache klare Darstellung auf die Bühne, die sich mit
den menschlichen Charakteren dieses antiken Stoffes sehr gut auseinandersetzte
und auch mit der Musik bestens in Einklang brachte.
Ebenso
glücklich war die Besetzung der meisten Rollen. Der Finne Esa RUUTTUNEN
sang Oedipe ausdruckstark, vielleicht zu Anbeginn eine Spur zu reif ,
aber stets sehr sicher. Die Stimme ist sehr rau, also vielleicht nicht
gerade eine ideale Verdistimme, aber das war hier ja nicht gefragt. Das
zweite Highlight war ohne Zweifel Marjana LIPOVSEK als Sphinx, die, da
sie sehr weit an der Hinterbühne für die Zuschauer nicht sichtbar postiert
war, mit Mikrophon singen mußte. Eine höchst eindrucksvolle Passage in
diesem Werk.
Tiresias
Alexandru MOISIUC, der Hirte Michael ROIDER und der Wächter Walter FINK
waren gesanglich und von der Interpretation makellos. Der junge Adrian
ERÖD als Thésée, wie schon bei anderen Gelegenheiten, ließ aufhören, ebenso
Antigone PAPOULKAS als Antigone. Durchaus rollendeckend waren John DICKIE
als Laios, Mihaela UNGUREANU als Mérope und Marcus PELZ als Phorbas.
Weniger
glücklich durfte man mit dem Créon von Peter WEBER, der Jocaste von Margareta
HINTERMEIER und dem Hohepriester von Goran SIMIC sein. Allen dreien lagen
die Musik und die französische Sprache nicht gut in der Kehle.
Am
Dirigentenpult stand Michael BODER, der das ORCHESTER mit sehr viel Gefühl
leitete, die Musik zum Blühen brachte und die Sänger gut unterstützte.
Alles
in allem eine wirklich beeindruckende Aufführung, allerdings kein Werk,
daß einen breiten Publikumsgeschmack bedienen kann. Dazu fehlen die großen
Arien, die Gassenhauer. EH
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