Alt
gemixt mit neu ergab einen wohlgefälligen Opernabend. Außerdem saß an
dem Abend eine Besetzung der PHILHARMONIKER erster Güte im Orchestergraben.
Sehr oft merkt man schon nach der ersten Takten, in welcher Verfassung
das Orchester ist, und der Abend bewies schon in der Ouvertüre optimale
Qualität und Schwung. Die Streicher produzierten sphärischen Wohlklang
wie schon lange nicht. Stefan SOLTESZ, der musikalische Leiter des Abends,
nützte diese gute Disposition für ein schwungvolles und differenziertes
Dirigat.
Das
kam auch den Wien- bzw. Rollendebütanten sehr zu gute. Die gebürtige Rumänin
Carmen OPRISANU debütierte in Wien als Rosina. Eine optisch gefällige
Sängerin, die mit ihrem fülligen Mezzo und stimmlicher Ausgewogenheit
überzeugte. Daneben konnte man auch mit der Rollengestaltung und der Textdeutlichkeit
sehr zufrieden sein. Meine Eindrücke von Pesaro wurden voll bestätigt.
Als
Figaro konnte man den Prachtbariton aus Amerika Dwayne CROFT erleben mit
seinem Rollendebüt in Wien. Stimmlich blieben keine Wünsche offen, seine
kräftige und doch sehr bewegliche Stimme konnte Dwayne Croft bestens einsetzen.
Allerdings ein „Faktotum“ ist er weniger. Ich gehe davon aus, daß ein
gerüttelt Maß an Unsicherheit in der Darstellung Nervosität war. Statische
Darstellung ist aber gegenüber stimmlichen Mankos das geringere Übel.
Als
Graf Almaviva erlebte ich zum zweiten Mal den jungen Tenor Antonino SIRAGUSA.
Seine leichte Stimme ist prädestiniert für Rossini, die Koloraturen perlen
und die Höhen sitzen einwandfrei. Sehr gut angekommen ist seine Improvisation
beim Ständchen, wo er eine Strophe im Flamencostil sang, um dann wieder
in dem originalen Rossinistil zu beenden. In der Rollengestaltung hat
er sich ebenfalls gut bewährt.
Den
richtigen Schwung in die Aufführung brachten aber zwei Wiener Haussänger
Kurt RYDL als Basilio und Alfred SRAMEK als Dr. Bartolo. Alfred Sramek
ist ja abonniert als Bartolo, und es besteht auch keinerlei Grund auf
teure, externe Kräfte zuzugreifen, wenn man im Hause so einen Sänger zur
Verfügung hat. Stimmliche Kraft ist vorhanden und wird adäquat eingesetzt,
und seine Spielfreude ist ungebrochen. Ist dann noch ein ebenbürtiger
Komödiant wie Kurt Rydl zur Seite, dann können die Lacher nicht ausbleiben,
und die Stimmung kommt echt in Schwung, selbst bei den vielen japanischen
Besuchern. Das heißt aber nicht, daß die Qualitäten von Kurt Rydl nur
im Klamauk liegen, die Verleumdungsarie hatte ich schon seit langem nicht
so differenziert und doch stimmgewaltig gehört.
In
kleineren Rollen ergänzte die ebenfalls debütierende Asa ELMGREN als Berta
ebenso wie Peter KÖVES als Fiorello bestens.
Eine
qualitativ hohe Repertoirevorstellung, eine Qualitätsstufe, die man gerne
täglich erfahren möchte. Viel Applaus gab es demgemäß für die Sänger und
auch den Dirigenten. EH
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