485
Mal (seit 1958!) „Tosca“ in der Inszenierung von Margarethe WALLMANN,
es wird alsbald die 500. Vorstellung geben (vielleicht wird das ein Weltrekord?).
Wird dann noch weiter diese „Tosca“ gespielt oder wagt man sich dann an
eine neue „Deutung“? Den Wunsch hat wohl keiner, aber es wird schwerlich
nicht zu umgehen sein.
Grundsätzlich
schätzt es fast jeder Opernfan mehr, eine gute Besetzung zu haben, als
Neudeutungen von Werken (die Direktoren sehen das anders). Und bei den
Besetzungen liegen ja sehr oft die Probleme. Herr Dir. Holender hat anläßlich
der Pressekonferenz zur Präsentation des Saisonprogrammes 2004/2005 gemeint,
er hätte gerne mehr Berichte über Repertoirevorstellungen und nicht nur
zu Premieren oder Wiederaufnahmen. Grundsätzlich stimme ich dem zu, denn
ich erinnere mich, daß (leider) vor vielen Jahren, die Berichterstattung
in den Tageszeitungen über so genannte Repertoire-Vorstellungen weitaus
häufiger war, und somit dem interessierten Operngänger auch einen gewissen
Einblick in das Tagesgeschehen gegeben haben.
Andererseits,
wenn man nun selbst in einer solchen Repertoirevorstellung sitzt, fragt
man sich unweigerlich, worüber soll man berichten? Über die Sänger, die
man schon vor zehn Jahren gehört hat, und die damals wesentlich besser
waren? Über ein Orchester, das patzt ? Einen Dirigenten der die Sänger
hängen läßt ? Tut man dies, dann gehört man zu den notorischen Nörglern
oder ewig Unzufriedenen.
Nun
konkret zu der 485. „Tosca“:
Nach
einigen Absagen in der Vergangenheit ist es mir nun doch gelungen Carol
VANESS als „Tosca“ live zu hören. Eine durchaus routinierte Sängerin stand
auf der Bühne, aber der große Funken sprang nicht über. Die Stimme hat
keinesfalls die Durchschlagskraft, die man von der Platte her erwartet
hätte und ihr „Vissi d’arte“ berührte nicht.
Marcello
GIRODANI ist als Mario Cavaradossi weltweit im Einsatz. Seine kräftige
Stimme spricht mich durchaus an, die Optik ebenso, und er wäre sicher
ein optimaler Interpret, wenn nicht immer wieder (oder zumindest, wenn
ich in der Vorstellung sitze) irgendein Höhenproblem auftreten würde.
So ist die Freude an dem Sänger leider getrübt, und man kann keine Topnote
vergeben.
Juan
PONS ist ein gewichtiger Scarpia, der seit Jahren stabile sängerische
Qualität beweist. Er ist zwar nicht der aalglatte und böse Scarpia, den
man so gerne sieht und hört, aber er garantiert immer eine gute gesangliche
Leistung.
Sehr
gut gefielen die Interpreten der kleineren Rollen, Alfred SRAMEK als Mesner
ist immer für neue Einfälle gut, Boaz DANIEL ein frischer Angelotti, sowie
bestens ergänzend Benedikt Kobel als Spoletta und In-Sung SIM als Sciarrone.
Das
ORCHESTER hatte schon bessere Abende geliefert. Die Blechbläser waren
nicht in guter Verfassung und Vjekolsav SUTEJ, der Dirigent des Abends,
war wie so viele seines Faches zu wenig in Kontakt mit den Sängern und
mehr auf Linie mit dem Orchester, wobei dieses trotzdem nicht optimalen
Klang lieferte.
Ich
weiß nicht, die wievielte „Tosca“ in dieser Inszenierung es für mich war,
ich kann mich aber durchaus an Aufführungen erinnern, deren Niveau weitaus
spannender war. EH
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