Eigentlich
waren fast alle Rollen neu besetzt, und ich ging auch mit größten Erwartungen
in die Vorstellung. Leider wurden diese kaum erfüllt.
Luciana
D’INTINO als Léonor hat Belcanto in der Kehle, aber eine subtile Interpretation
der Rolle kam von ihr nicht. Die große Arie „Oh, mon Fernand“ und auch
das Duett mit Alphonse entsprachen dem, was man sich so an Schöngesang
erwartete. Eine berauschende Liebhaberin stellte sie aber nicht auf die
Bühne. Auch spielte sie eher verhalten.
Manuel
LANZA als Alphonse harmoniert mit seinem angenehmen Timbre wunderbar mit
Luciana D’Intino. Er singt sehr klangschön, vor allem seine Pianokultur
ist wirklich erwähnenswert. Aber auch er vermag nicht große Leidenschaft
in die Rolle zu legen. Dabei sollten doch eigentlich drei leidenschaftliche
Interpreten auf der Bühne stehen.
Der
Sänger, der mich aber wirklich enttäuschte, war Ramon VARGAS als Fernand.
Ramon Vargas ist eigentlich bekannt für brillanten stimmlichen Ausdruck,
feinen, subtilen Gesang (ich erinnere mich an einen herrlichen Edgardo).
An dem Abend konnte ich davon jedoch nicht allzu viel erkennen. Mit der
ersten Arie erregte er keine besondere Aufmerksamkeit, zumal die Stimme
fahl klang, und er auch mit den Höhen etwas zu kämpfen hatte. Bei „Ange
si pure“ war dann wieder ein gewisser stimmlicher Glanz vorhanden, aber
der Ausdruck war nicht betörend. Auch im Duett mit seiner Leonor im letzten
Bild konnte man kein besonderes Gefühl spüren. Alles in allem sicher nicht
der schlechteste Interpret in der Rolle, aber auch leider nicht das erwartete
Glanzlicht. (Eine nach der Aufführung gekaufte CD – siehe Aufnahmen –
legt ein viel besseres Zeugnis der Qualitäten des Sängers ab.)
Der
Abt wurde sehr stimmgewaltig und würdevoll von Dan Paul DIMITRESCU gesungen,
Don Gaspar von dem jungen Cosmin IFRIM, der sich mehr und mehr bewährt.
Auch nach der dritten Aufführung, die ich nun erlebte, scheint mir Genia
KÜHMEIER als Inés, jene Interpretin zu sein, die eine absolut harmonische
Leistung auf die Bühne bringt.
Vjekoslav
SUTEJ ist nicht der ideale Donizetti-Interpret, zu grob, zu laut, zu wenig
auf die Sänger ausgerichtet. Vermutlich kam die unebene Gesangslinie durch
den Dirigenten. Schade, denn ich hatte auch schon schöne Aufführungen
gehört.
Abschließend
sei noch erwähnt, daß das Bühnenbild auch nicht gewinnt, wenn man dessen
öfters ansichtig wird, sondern gewisse Dinge immer mehr in Frage stellt
(Thomas GRUBER). Und von einer Personenführung konnte man natürlich in
dieser völlig neuen Besetzung auch nichts mehr finden. EH
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