Macht
man einige Zugeständnisse, was die stets erträumte Perfektion betrifft,
dann hat man einer sehr guten Aufführung beigewohnt. Kann man aber so
etwas zugeben? Zufriedenheit im Publikum könnte für die Direktion heißen,
wir brauchen uns nicht mehr anstrengen. Oder wenn wir dann und wann so
etwas bringen, dann sind die Leute glücklich. Wie dem auch sei, der Objektivität
halber, muß gelobt werden.
José
CURA ist sowohl optisch als auch gesanglich und von der Darstellung der
Rolle ein guter Andrea Chenier. Man muß aber auch sagen, daß es wenige
Rollen gibt, die für einen Sänger bzw. Person so einen Idealfall darstellen,
daß man sagen kann, die Rolle ist maßgeschneidert. Die metallische kraftvolle
Stimme bringt die nötige Dramatik für die Rolle, den revolutionären Dichter,
aber der Tenor ist auch in der Lage, eine gefühlvolle Seite zum Ausdruck
zu bringen.
Auch
für Lado ATANELI scheint der Carlo Gérard prägend zu sein. Seine kraftvolle
Stimme setzt der Sänger sehr klug ein. Sehr rührend, wie er den Verzicht
auf Maddalena darstellt und auch den Versuch, Chénier zu retten.
Georgina
LUKACS als Maddalena war das Zugeständnis, denn sie war die einzige im
ganzen Ensemble, die wie ein Fremdkörper wirkte. In den Höhen gab es bei
ihr immer wieder Probleme, und erst dann, wenn sie in oberer Mittellage
und in Piani singen konnte, klang ihre Stimme angenehm und rund. In der
Darstellung war sie glaubwürdig.
Auch
alle Nebenrollen waren außerordentlich gut besetzt: eine stimmlich vorzügliche
Bersi Elina GARANCA; eine berührende Madelon Daniela DENSCHLAG; ein prächtiger
Incroyable Herwig PECCORARA seien stellvertretend für das ganze, prächtige
Ensemble genannt.
Am
Pult dirigierte Marco ARMILIATO sehr dynamisch und dem Verismo angepaßt.
Leider ließ er sich aber verschiedentlich dazu verleiteten, die Lautstärke
zu stark anzusetzen, was natürlich zu Ungunsten der Sänger war.
Frenetischer
Applaus für José Cura und Lado Ataneli und großer Jubel für alle anderen
Mitwirkenden. EH
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