Obzwar
nicht in direktem Zusammenhang mit „Herodiade“ stehend, muß man Wunder
doch erwähnen. Über Jahre hinweg, gab es für die Opernbesucher nur ein
teures Programm. Dann konnte bei der Direktion durchgesetzt werden, daß
Abendzettel zum Verkauf gelangten (zum etwas überhöhten Preis von ÖS 12,--
seinerzeit, bei Einführung des Euro kostete dieser dann € 1,30, und seit
Beginn dieser Saison fiel der Preis auf vernünftige € 0,90.(weil es viele
Beschwerden darüber gegeben hatte… und der Herr Direktor hört auf sein
Publikum, durfte ich vernehmen) WENN DAS KEIN WUNDER IST, WAS DANN???
Nun
zu der Aufführung selbst :
Sieht
man davon ab, daß es schon im Vorfeld zu einer Umbesetzung der Salome
gekommen ist (Carol Vaness mußte absagen und wurde durch Barbara HAVEMAN
ersetzt ) war die Besetzung sehr attraktiv. Vor allem José CURA als Jean
lockte die weiblichen Fans in die Oper, und er ließ keine Wünsche offen.
Seine metallische Stimme paßt , seine Optik passt ebenso, und in der Darstellung
liefert er verlangtes Ungestüm. Er war der Favorit , aber die junge Barbara
Haveman stand ihm kaum nach. Die Stimme ist voll und schön, der Gesangstil
sehr ausgefeilt, und in die Inszenierung hat sie sich sehr gut eingefügt.
Ein neues Gesicht, ein neuer Name und vor allem eine neue Stimme, die
man sich merken sollte.
Von
der beiden großen etablierten Sängern Agnes BALTSA und Ferruccio FURLANETTO
gab es schon Vorgaben von den ersten Staffeln dieser selten gespielten
Oper aus dem Jahr 1998. Ferruccio Furlanetto hat durchaus an Stimmkraft
dazu gewonnen, die sonst von mir sehr verehrte Frau Baltsa ist leider
etwas schmaler in den Höhen geworden, aber ihre Ausstrahlung und Intensität
in der Darstellung sind ungebrochen stark.
Leider
gab es auch Schwachpunkte. Ein kleiner davon war der französische Bariton
Philippe ROUILLON, dem es an stimmlicher und optischer Strahlkraft mangelte,
der aber als einziger Französisch als Muttersprache hatte und so mit einer
guten Diktion aufwarten konnte.
Der
wesentlich größere Schwachpunkt war Jun MÄRKL am Dirigentenpult. Er verstand
es zwar, dem ORCHESTER schöne Farben zu entlocken, aber das kam nur zu
Geltung, wenn es nicht mit Gesang gepaart war. Für die Sänger war er kein
guter Mittler. Es ging ihm zu sehr um Orchesterklang, aber nicht um Harmonie
zwischen Gesang und Instrumenten. Für die Sänger war unnötiges Forcieren
die Folge.
Die
Inszenierung, die im Vorfeld der Premiere seinerzeit einen Skandal ahnen
ließ, hat sich ein wenig abgenützt, ist aber mit ihrer Farbenpracht und
Farbenharmonie eine wahre optische Freude. Daß man nie ohne irgendwelche
Albernheiten auskommt, daran ist man als leidgeprüfter Opernbesucher ja
gewöhnt. Es hält sich aber in Grenzen, und so kann man eigentlich sagen,
daß der Abend weit über dem Durchschnitt lag (und mit dem ist man schon
manchmal sehr zufrieden). EH
|