"SALOME" - 11. Januar 2003

Mein musikalischer Einstieg in der Jahr 2003 war nicht eine Fledermaus oder ein Konzert, sondern verspätet eine „Salome“. Die Strauss-Oper, die ich wirklich liebe, „Arabella“, wird leider nur sehr selten gespielt. Woran das liegt, weiß ich nicht. Auch „Salome“ wird nicht allzu oft gegeben, hier eher verständlich, denn eine optimale Besetzung zu finden, ist wohl schwer; bei „Arabella“ könnte ich für mich immer wesentlich leichter besetzen. Ich kann nicht behaupten, daß wir eine optimale Besetzung an dem Abend vorgefunden haben, aber zumindest in den zwei wichtigsten Rollen, dem Jochanaan und der Salome, hatten wir Interpreten von Qualität.

Bryn TERFEL als Jochanaan hat schon vor Jahren überall Triumphe gefeiert, und es ist nicht weiter verwunderlich, daß er diese Rolle des Propheten mag. Stimmlich birgt sie für diesen unvergleichlichen Sänger keinerlei Schwierigkeiten, und darstellerisch ist mit der Rolle eine gewisse Distanz und Apathie verbunden, die Bryn Terfel wunderbar Griff hat. Der Umgang mit dem Text und die Wortdeutlichkeit sind beispielhaft. Manch Sänger deutscher Zunge könnte sich dies zum Vorbild nehmen.

Bei den Damen ist die Wortdeutlichkeit von Grund her schlechter. Salome Eliane COELHO ist da keine Ausnahme, aber der darstellerische und gesangliche Ausdruck waren sehr intensiv, und machten vergessen, daß man das eine und andere Wort eben nicht verstand. Stimmlich war sie weit besser als in einer der vielen italienischen Partien, in welchen sie Dauereinsatz leistet. Durchaus sehenswert ihr Tanz der sieben Schleier, wenn auch nicht gertenschlank, bot sie doch einen ästhetischen Anblick.

Michael ROIDER als Herodes war sehr bemüht, aber ein schillender eindrucksvoller Herrscher war er nicht . Und stimmlich war er etwas überfordert. Herodias Margareta HINTERMEIER bewältigte diese Rolle mit viel Routine, aber nicht besonders beeindruckend.

Arnold BEZUYEN als Narraboth hatte stimmlich nicht genug Kraft, war aber sonst gut im Einsatz.

Dirigiert hat Peter SCHNEIDER das STAATSOPERNORCHESTER sehr inspiriert, sehr auf Details achtend, aber teilweise auch zu laut.

Die Inszenierung ist schon betagt, muß aber nicht erneuert werden, sicher nicht, und das im Jugendstil gehaltene Bühnenbild und die Kostüme haben einen eigenen Reiz, eine kleine Auffrischung täte aber gut. EH