"LA SONNAMBULA" - 4. Oktober 2003

Bei Besetzungswechseln muß man dabei sein.

In der Rolle der Amina konnte man diesmal die Salzburger Olympia L’ubica VARGICOVA sehen und hören. Die Dame ist hübsch anzusehen, hat auch makellose Höhen und ist in den Koloraturen sehr sicher. Leider etwas mangelhaft der stimmliche Ausdruck. Hier müßte noch nachgearbeitet werden.

Der etwas eigenwillige Lebenspartner Elvino wurde von einem blutjungen (Jahrgang 1978) Staatsoperndebütanten Joseph CALLEJA aus Malta gesungen. Das Material ist nicht uninteressant, verfügt über beste Höhen und genügend Kraftreserven, Schwachstellen sind aber die Mittellage, die etwas problematisch klingt, und seine Ausdrucksfähigkeit. Letzteres kann man ihm aber am wenigsten zum Vorwurf machen, denn wie auch sein Ungeschick (in der bereits zweiten Vorstellung) bei diversen Abgängen zeigte, fehlte es ganz einfach an Proben und Routine. Die Rolle selbst hat er auch noch nicht sehr oft gesungen und dann eine mangelhafte Einführung in eine Inszenierung, da muß man wohl etwas ins Hintertreffen geraten.

Egil SILINS als Graf sang auch in der Premierenbesetzung und war sehr routiniert in der Inszenierung zu Gange. Stimmlich klang er auch wieder frischer als zuletzt. Mihaela UNGUREANU und Simina IVAN waren zwei weitere Stützen des Abends. Beide Hausmitglieder haben sich sehr gut entwickelt und konnten die Rollen sowohl stimmlich als auch darstellerisch gut ausfüllen.

Dirigiert wurde von Stefano RANZANI mit viel Temperament, ohne die Sänger zuzudecken.

Mit der Inszenierung von Marco Arturo MARELLI, der uns ja schon einige Werke gestaltet hat, kann ich nicht glücklich werden. Dann und wann gewöhnt man sich ja nach einigen Vorstellungen daran. Dieser Läuterungsprozeß hat bei mir noch nicht statt gefunden. Die Gefühlskälte auch optisch durch eindringenden Schnee darzustellen ist schön und gut. Bei zig anwesenden Leuten kann ich mir jedoch einfach nicht vorstellen ,daß nicht doch einer die Türe zugemacht hätte. Solche Unlogik stört ganz einfach.

Berücksichtigt man die Jugend der Hauptprotagonisten, so war dies ein durchaus respektabler Abend, ein Aha-Erlebnis blieb aber aus. EH