Ein
ungewöhnlicher musikalisch hochkarätiger Richard-Strauss-Abend erwartete
das Publikum bei diesen Osterfestspielen. Sir Simon RATTLE und seine BERLINER
PHILHARMONIKER sorgten für diese sehr gute Orchesterleistung nebst Sängeruntermalung,
wobei Maestro Rattle zu Anfang der Oper sein Orchester etwas zu laut beginnen
ließ, das Orchester aber in der Folge zurücknahm, so daß man von einer
sehr guten Orchesterinterpretation mit exzellenter Sängerführung sprechen
kann.
Die
Intendanz konnte diesen Rosenkavalier mit einem Weltsänger-Ensemble besetzen,
so - in der Reihenfolge des Programmheftes - erlebte man wieder eine Anja
HARTEROS in der Rolle der Feldmarschallin, die mit Bühnenpräsenz und stimmlicher
Disposition nebst Ausstrahlung dafür geradezu prädistiniert ist, dazu
Peter ROSE als Baron Ochs, mit seiner unvergleichen Baß-Tiefe immer wieder
ein Garant für eine stimmlich humoristische Gestaltung dieser Partie,
und Magdalena KOZENA mit dem ihr eigenen Stimmtimbre in der männlichen
Gestaltung ein sehr guter Octavian.
Hinzu
kamen Anna PROHASKA als Sophie, der die Gestaltung dieses jungen zur Heirat
verurteilten unerfahrenen Mädchens mit technisch brillanten Sopranhöhen
bestens gelang, Lawrence BROWNLEE als Sänger mit sehr gut gelungenen Tenorhöhen,
Clemens UNTERREINER als Faninal, dem die Zeichnung dieser Figur bestens
gelang, Irmgard VILSMAIER als Jungfer Marianne Leitmetzerin mit stimmgewaltiger
Bühnenpräsenz, Carole WILSON und Stefan MARGITA als das Intrigantenpaar
Anina und Valazacchi mit ausreichender Bühnenleistung, John in EICHEN
als ebenso gut gewählter Polizeikommissar, Thomas Michael ALLEN und Kevin
CONNERS als die beiden Haushofmeister der Feldmarschallin und des Faninal,
wobei Herr Conners immer wieder durch seine herrlichen Studien auf der
Bühne glänzt.
Alle
übrigen Mitwirkenden des Abends wie Lakaien, Kellner usw. und die Kleindarsteller
waren gut ausgewählt und trugen zum Gelingen dieser Abends bestens bei.
Die gute Choreinstudierung des CHORS DER PHILHARMONIA WIEN übernahm wieder
Walter ZEH, ebenso waren die Mädchen des CANTUS JUVENUM KARLSRUHE durch
die Einstudierung von Anette SCHNEIDER bestens betreut.
Die
Inszenierung des "Rosenkavaliers" hat Brigitte FASSBAENDER übernommen,
einstmals einer der besten und berühmtesten Octaviane der Opernbühnen,
somit also "Rosenkavalier"-erfahren, somit ist es für das Publikum unverständlich,
so eine Durcheinanderwürfelung von Stileppochen in Kostümen (Dietrich
von GREBNER) und Bühnenbild (Erich WONDER) zu verstehen. So gab es auch
zwischen Marschallin und Octavian keine Liebesszene nach einer Liebesnacht
im dazugehörigen Bett, sondern lediglich eine Vestibül-Szene mit Couch,
was noch zu verschmerzen war, in welchem sich auch der gesamte 1. Akt
abspielte, aber was überhaupt nicht in den Rahmen eines "Rosenkavaliers"
paßt, war, daß man aus dem neureichen Faninal einen Nähmaschinenfabrikanten
machte, der noch dazu die silberne Rose in seiner Fabrik an seine Sophie
überreichen ließ.
Das
Libretto dieser Oper stammt von keinem Geringeren als Hugo von Hofmannsthal,
der diese Oper in der Zeit Maria Theresias ansiedeln wollte, nachdem sich
auch die meisten Inszenierungen der Vergangenheit gerichtet haben. Sicherlich
kann man dieses Werk auch in eine andere Zeit verlegen, aber man müßte
sich für eine Epoche entscheiden können, was hier leider nicht geschah.
So paßten auch die sonst großartig entworfenen Bühnenbilder von Erich
Wonder keineswegs zu jeder Szene, vielleicht hätten sie in einer anderen
Oper mehr Aufmerksamkeit finden können. Merkwürdig war auch der Kostümtausch
der beiden Intriganten, Anina als Mann und umgekehrt im 1. Akt. In einem
Kostüm des Rokoko war lediglich die Marschallin im 1. Akt und Octavian
im 2. Akt, was in diesem Durcheinander eminent auffiel.
Es
ist ja leider heutzutage üblich, daß man wenig traditionelle Inszenierungen
auf der Bühne sieht, aber gerade diese immer herzerfrischende Komödie
so auf der Bühne zu sehen und zu verstehen, dazu gehört viel Liebe und
Verständnis für die Musik eines großen Komponisten und Kenntnis des Werks.
I.St.
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