Um
diese beiden selten von Opernhäusern gespielten Verismo-Werke von Ruggero
Leoncavallo und Giacomo Puccini in einer ländlichen Idylle (ein in ein
Opernhaus umgebauter Stall bietet ausreichend Platz für Bühne und Publikum
- ca. 600 Personen - mit bester Akustik) zu hören und zu sehen, reist
man gerne aus München an, und war überrascht und beeindruckt von der angenehmen
familiären Atmosphäre, die den Opernfreund dort erwartet. Der Allroundkünstler
und Intendant dort Ludwig Baumann hat hier nicht nur aus 25 Nationen Künstler
und Sänger beschäftigt - so mancher dort Engagierte konnte von dort aus
eine Weltkarriere starten - sondern kümmert sich in diesem seinem Domizil
auch um heimatlose Tiere, die man vor einer Opernaufführung in ihren Ställen
und Weiden besuchen kann. Die Liebe zur Musik und zu den Kreaturen schafft
eine ganz besondere familiäre Atmosphäre, die man in dieser heutigen technisierten
Zeit besonders in Immling genießen darf und kann.
An
diesem Abend konnte man unter der musikalischen Leitung von Cornelia VON
KERSSENBROCK einen perfekt erarbeiteten Verismo-Abend erleben, Frau von
Kerssenbrock dirigierte mit sachlicher geübter Dirigat-Erfahrung das FESTIVALORCHESTER
GUT IMMLING und sorgte damit für eine perfekte Verismo-Interpretation,
unterstützt durch die darin auftretenden Sänger, die Intendant Baumann
nicht besser hätte auswählen können.
In
beiden Stücken die Titelrolle des Canio und im "Tabarro" den Luigi mit
Alexander SCHULZ zu besetzen, ist ein absolutes Highlight. Alexander Schulz
besitzt tenorale Ausdruckskraft und die für Verismo nötige Italianitá,
mit äußerster Präzision und Gefühl erklang "Ridi Bajazzo", als Luigi konnte
er dazu noch besonderes schauspielerisches Können für diese unglückliche
Liebhaber-Rolle zeigen.
Nedda
und Giorgetta waren ebenfalls mit ein und derselben Sopranistin besetzt.
Leider mußte an diesem Abend die dafür vorgesehene Anna Dimitriu absagen,
und dafür holte man sich die Schwedin Liline CARLSSON, die als Einspringerin
ihr bestes gab, als Nedda allerdings konnte sie weniger überzeugen, war
aber für die Rolle der Giorgetta in stimmlicher wohl eingesungener Bestform.
Die
beiden Bariton-Rollen des Tonio/Prologus und des Michele waren mit einem
Routinier der Opernbühne besetzt, nämlich dem international bekannten
Jacek STRAUCH, die in ihn gesetzten Erwartungen für diese Rolleninterpretationen
erfüllte Herr Strauch bestens.
Im
"Bajazzo" traten noch auf der chinesische Bariton Yang LI sehr gut geschult
als Silvio und Joska LEHTINEN als Komödiant Peppe, eine sehr gute Belcanto-Tenorstimme.
Alle weiteren Protagonisten fand man auch im "Tabarro" wieder, so das
gut ausgewählte Liebespaar Susanne HIRL und Marcus ZAHARIA, und Tinca
und Talpa, besetzt mit zwei sehr guten Stimmen von Alik IBRAHIMOV und
Jacik JANISZEWSKI. Eine besonders gute Leistung erbrachte die Mezzosopranistin
Antonela BARNAT im "Tabarro", die den kurzen Arienpart dieser liebesarmen
Lumpensammlerin eindrucksvoll wiedergeben konnte.
Alle
übrigen Protagonisten, ob im "Bajazzo" oder in "Il Tabarro" fügten sich
bestens in die Inszenierung von Verena VON KERSSENBROCK ein, zumal schon
das Bühnenbild von ebenfalls Verena von Kerssenbrock und Wiebke HORN zu
diesen Leistungen anregte, sehr gut gelungen ist das Bühnenbild der 1.
Oper mit einem perfekten Zirkuswagen, und im "Tabarro" vermochten die
beiden die Szenerie der Seine-Schiffer sehr gut aufzuzeigen. Alle Erwähnten
stellten hier eine text- und handlungsgerechte Inszenierung mit wenigen
Mitteln auf die Beine, was einfach bewundernswert ist.
Und
nach der Aufführung sangen viele der Protagonisten im Festzelt aus ihrem
bestehenden Repertoire, wo gibt es denn so etwas? Man freut sich jetzt
schon auf eine Wiederkehr im nächsten Jahr. ISt
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