Die
Video-Produktionsfirma fettFilm (in Person von Momme HINRICHS und Torge
MØLLER) hat sich auf Theater- und Opernaufführungen spezialisiert. Angesichts
der Tatsache, daß die wenigen mit bekannten Produktionen, an denen sie
beteiligt waren, mir in eher nicht positiver Erinnerung blieben (z.B.
"Rigoletto" in Lübeck), hatte ich ein wenig Vorbehalte, als ich nun sah,
daß sie erstmals eine Oper selbst inszenieren würden. Der Eindruck war
zwar ein zwiespältiger, aber im Großen doch eher positiv.
Wenn
man sich lediglich auf die Inszenierung als solche konzentriert, so verwundert
es doch, daß trotz der Zusammenarbeit mit doch eher dem Regietheater zugewandten
Regisseuren eine relativ unspektakuläre, um nicht zu sagen biedere Personenführung
herauskam. Sie beschränkte sich im wesentlichen auf das "bewährte" Konzept
des auf der Bühne (ebenfalls fettFilm mit Markus BOXLER) Herumstehen/-laufen
mit gleichzeitigem Händeringen. Allerdings gefiel mir die Hintergrundgeschichte
sehr gut: Der Vater zwang Giovanna von Kindesbeinen an zu beten und schleppte
ständig Männer für sie an. Die Kostüme von Uta HEISEKE fügten sich gut
in das Bild ein.
Auf
der anderen Seite gab es jedoch äußerst stimmungsvolle und perfekt zur
Musik passende, hochwertigste Videoprojektionen und absolut irre, fast
schon revolutionäre Effekte. Wie sich die graue Treppe auf einmal langsam
in eine verwilderte Stätte verwandelte und wie am Ende vom ersten Akt
plötzlich über die wieder graue und sich selbst scheinbar bewegende Treppe
Schattengestalten zu Giovanna hochkraxelten, ließ einen vollkommen gebannt
mit geweiteten Augen auf der Bühne kleben. Es bleibt zu hoffen, dass fettFilm
mal einen fähigen Regisseur findet, der ihnen genügend Spielraum bietet.
Die hätten selbst Anthony Pilavachis einzigartigen Lübecker Ring NOCH
besser machen können.
Anna
PRINCEVA meisterte die Titelpartie ohne Fehl und Tadel, dennoch kaufte
ich ihr die Kriegerin kaum ab. Sie war mir zu sehr das kleine Kind.
Giovannas
Vater Giacomo lag bei Maxim ANISKIN in guten Händen. Zwar fehlte mir das
letzte Quäntchen, aber im Großen und Ganzen konnte er seinen Zwiespalt
doch greifbar machen. Zudem verfügt er über eine angenehm dunkel timbrierte
Stimme.
George
ONIANI (Carlo) ist ein klassischer Stentor-Tenor - das allerdings im positiven
Sinne.Auch wenn er offenbar gerne mal etwas mehr auf Effekt macht, so
wirkt es nicht so prätentiös und störend wie bei anderen Sängern dieser
Gattung.
Christian
GEORG sang einen soliden Delil, Martin TZONEV (Talbot) ließ mit seinem
interessanten Baß aufhorchen.
Will
HUMBURG hatte das BEETHOVEN ORCHESTER zu jeder Zeit fest im Griff und
ließ einen grundsolide spritzigen Verdi vernehmen. Die Koordination mit
dem zeitweise im Rücken befindlichen "Bühnenorchester" klappte perfekt.
Der Herren vom CHOR und EXTRACHOR DES THEATER BONN unter Volkmar OLBRICH
waren nicht immer so ganz homogen, ganz im Gegenteil zu den tollen Damen.
WFS
|