Shakespeares
Schauspiel im Passionsspielhaus Oberammergau, untermalt mit Musik, war
ein Novum, und man war gespannt, wie Christian STÜCKL dieses spannende
historiengetreue Stück inszenieren würde. Da die Passion Christi nur alle
zehn Jahre durch ein Gelübde der Oberammergauer Bevölkerung gespielt werden
kann, kann durch solche Aufführungen die Bühne des Passionsspielhauses
auch während der jahrelangen spielfreien Zeit genutzt werden, da sie obendrein
auch noch überdacht werden kann.
Christian
Stückl inszenierte durchdacht, ließ das alte Rom und Ägypten (Bühne und
Kostüme Stefan HAGENEIER) im Bühnenbild miteinander verbinden, so daß
das Handlungsgeschehen in den verschiedenen Erdteilen ineinander überging.
Markus ZWINK sorgte mit der von ihm eigens für dieses Stück komponierten
Musik für die passende musikalische Untermalung und setzte dafür auch
den CHOR ein; der Chor sang in lateinischer Sprache unter Verwendung von
Originaltexten u.a. von Horaz. Er setzte dabei den musikalischen Schwerpunkt
auf das römische Reich und in die orientalische Welt, in der sich Marc
Anton durch die Liebe zu Cleopatra bewegte. Christian Stückl stehen bei
seinen Inszenierungen an die 300 Laienschauspieler des Orts, Musiker,
Chor und Hauptprotagonisten inklusive zur Verfügung, die er geschickt
in das Handlungsgeschehen auf der Bühne einbringt. Besonders beeindruckend
waren die Massen- und Kampfszenen, hervorstechend die historische Seeschlacht,
wo beide Kontrahenten Marc Anton und Octavian bei ihren auf zwei Tischen
stehenden Seeflotten ihren Kampfgeist im sehr gut gesprochenen Dialog
ausleben konnten. Kleine brennende Schiffe ermittelten den Sieger.
Aus
seinen ihm zur Verfügung stehenden Laiendarstellern hatte Christian Stückl
die beiden Christus-Darsteller aus der Passion als Kontrahenten erwählt,
nämlich Andreas RICHTER als Marcus Antonius und Frederik MAYET als Octavian,
und dazu kam die schon als Magdalena gut gewählte Cleopatra von Barbara
DOBNER. Andreas RICHTER war schon im outfit eine sehr gute Wahl für den
der Herrscherin von Ägypten Verfallenen und vermochte dazu noch durch
eine gute Rollengestaltung zu beeindrucken, während Frederik Mayet seine
Rolle als Octavian als römischer Souverän, hinterlistig machtgierig und
im rechten Augenblick zuschlagend gestaltete. Eine sehr gute Abendleistung
erbrachte Barbara Dobner als Cleopatra, machtbewußt und verführerisch
gestaltete sie ihre Rolle und konnte damit voll überzeugen.
Der
in ihrem Gefolge befindliche Eunuch Mardian von Martin SCHUSTER war eine
Meisterleistung in der Darstellung, als im Gefolge des Marc Anton befindlich
muß Anton BURKHART als Enobarbus durch besondere Gestaltung und Textverständlichkeit
hervorgehoben werden, ebenso war Christian BIERLING als Lepidus eine sehr
gute Rollenbesetzung, auch Eva Maria REISER als Octavia. Martin GÜNTHER
als Eros muß noch Erwähnung finden, der sich speziell in der Selbstmordszene
am Schluß besonders auszeichnen konnte. Alle weiteren im Programmheft
erwähnten Darsteller von Gefolgsmännern des Antonius und Octavian und
Bedienstete der Cleopatra waren rollengerecht besetzt und trugen zum Gelingen
dieses außergewöhnlichen Abends bei.
Leider
waren manche Texte, die von der linken Seite der Bühne kamen, in den hinteren
Reihen schlecht zu verstehen, lag das wohl an der Akustik des Passionsspielhauses?
ISt
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