"ANTONIUS UND CLEOPATRA" - 1. Juli 2012

Shakespeares Schauspiel im Passionsspielhaus Oberammergau, untermalt mit Musik, war ein Novum, und man war gespannt, wie Christian STÜCKL dieses spannende historiengetreue Stück inszenieren würde. Da die Passion Christi nur alle zehn Jahre durch ein Gelübde der Oberammergauer Bevölkerung gespielt werden kann, kann durch solche Aufführungen die Bühne des Passionsspielhauses auch während der jahrelangen spielfreien Zeit genutzt werden, da sie obendrein auch noch überdacht werden kann.

Christian Stückl inszenierte durchdacht, ließ das alte Rom und Ägypten (Bühne und Kostüme Stefan HAGENEIER) im Bühnenbild miteinander verbinden, so daß das Handlungsgeschehen in den verschiedenen Erdteilen ineinander überging. Markus ZWINK sorgte mit der von ihm eigens für dieses Stück komponierten Musik für die passende musikalische Untermalung und setzte dafür auch den CHOR ein; der Chor sang in lateinischer Sprache unter Verwendung von Originaltexten u.a. von Horaz. Er setzte dabei den musikalischen Schwerpunkt auf das römische Reich und in die orientalische Welt, in der sich Marc Anton durch die Liebe zu Cleopatra bewegte. Christian Stückl stehen bei seinen Inszenierungen an die 300 Laienschauspieler des Orts, Musiker, Chor und Hauptprotagonisten inklusive zur Verfügung, die er geschickt in das Handlungsgeschehen auf der Bühne einbringt. Besonders beeindruckend waren die Massen- und Kampfszenen, hervorstechend die historische Seeschlacht, wo beide Kontrahenten Marc Anton und Octavian bei ihren auf zwei Tischen stehenden Seeflotten ihren Kampfgeist im sehr gut gesprochenen Dialog ausleben konnten. Kleine brennende Schiffe ermittelten den Sieger.

Aus seinen ihm zur Verfügung stehenden Laiendarstellern hatte Christian Stückl die beiden Christus-Darsteller aus der Passion als Kontrahenten erwählt, nämlich Andreas RICHTER als Marcus Antonius und Frederik MAYET als Octavian, und dazu kam die schon als Magdalena gut gewählte Cleopatra von Barbara DOBNER. Andreas RICHTER war schon im outfit eine sehr gute Wahl für den der Herrscherin von Ägypten Verfallenen und vermochte dazu noch durch eine gute Rollengestaltung zu beeindrucken, während Frederik Mayet seine Rolle als Octavian als römischer Souverän, hinterlistig machtgierig und im rechten Augenblick zuschlagend gestaltete. Eine sehr gute Abendleistung erbrachte Barbara Dobner als Cleopatra, machtbewußt und verführerisch gestaltete sie ihre Rolle und konnte damit voll überzeugen.

Der in ihrem Gefolge befindliche Eunuch Mardian von Martin SCHUSTER war eine Meisterleistung in der Darstellung, als im Gefolge des Marc Anton befindlich muß Anton BURKHART als Enobarbus durch besondere Gestaltung und Textverständlichkeit hervorgehoben werden, ebenso war Christian BIERLING als Lepidus eine sehr gute Rollenbesetzung, auch Eva Maria REISER als Octavia. Martin GÜNTHER als Eros muß noch Erwähnung finden, der sich speziell in der Selbstmordszene am Schluß besonders auszeichnen konnte. Alle weiteren im Programmheft erwähnten Darsteller von Gefolgsmännern des Antonius und Octavian und Bedienstete der Cleopatra waren rollengerecht besetzt und trugen zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Abends bei.

Leider waren manche Texte, die von der linken Seite der Bühne kamen, in den hinteren Reihen schlecht zu verstehen, lag das wohl an der Akustik des Passionsspielhauses? ISt