Die
Tiroler Festspiele Erl unter seinem musikalischen Leiter Gustav KUHN,
der hier auch zugleich die Regie übernommen hatte, sind immer ein Garant
für hervorragende Aufführungen gerade für Richard-Wagner-Opern, da Erl
mittlerweile den Ruf eines 2. Bayreuth hat. Viele Richard-Wagner-Freunde
lassen den grünen Hügel links liegen (warum wohl?) und reisen in dieses
ländliche Kleinod, um diese Aufführungen zu genießen. Gustav Kuhn schafft
mit seinem hinter der Bühne postierten ORCHESTER und mit seinem darauf
abgestimmten persönlichen Dirigierstil einen vollendeten Richard-Wagner-Klang,
bei dieser Oper fast aus der Sphäre kommend, und entspricht hiermit voll
dem Kompositionsgedanken von Richard Wagner.
Ebenso
kann hier die Bühne (Jan Hax HALAMA) durch ihre Schlichtheit und wenig
Requisiten voll auf die Musik einstimmen. Die Kostüme von Lenka RADECKY
sollten vom Mittelalter an durch die Jahrhunderte führen und entsprachen
wohl dem Gedanken des Regisseurs, daß die "Lohengrin" Handlung auch in
die Jetztzeit paßt, König Heinrich erschien im goldenen Gehrock und Krawatte.
Leider fanden aber doch einige Ungereimtheiten nicht so ganz ihre Publikumszustimmung,
wie Lohengrins Auftritt mit einem schwarzen Schwan wohl aus dem Ballett
Schwanensee entnommen (Claudia CZYZ) sowie auch die Kinderschar von Erl,
die in Tüllkleidchen und Frack Elsa und Lohengrin in ihr Brautgemach zu
begleiten, dadurch stört man den musikalischen Höhepunkt vor der Brautgemachszene
erheblich. Kitsch sollte bei einer solch sonst bravourösen Inszenierung
nicht Einzug halten.
Die
Sängerriege des Abends (alle Sängerinnen und Sänger sind Mitglieder der
von Gustav Kuhn ins Leben gerufenen Accademia di Montagral) konnte nicht
besser gewählt sein bis auf Andrea SILVESTRELLI als König Heinrich, der
die Erwartungen dieser Rolle nicht so ganz erfüllen konnte, zu viele unnötige
piani waren im Einsatz. Lohengrin mit der sehr jungen Tenorstimme von
Alex BRISCEIN zu besetzen, war eine sehr gute Wahl, volle und doch weiche
Tenortöne erklangen hier mit einer sehr guten Bühnenpräsenz ausgestattet,
ihm zur Seite eine präzise singende Susanne GEB als Elsa, die ihre Stimme
für diese mädchenhafte Frauenrolle hervorragend färben konnte.
Den
Vogel des Abends schossen Thomas GAZHELI (im Kostüm eines Rokoko-Edlen)
als Telramund und Elena SUVOVORA ab, letztere mit hervorragend geschultem
weichen dramatischen Mezzo. Beide Stimmen waren bestens aufeinander abgestimmt,
besonders in der Szene des 2. Akts konnte man diese stimmliche Übereinstimmung
erkennen, wobei zu sagen ist, daß sich Thomas Gazheli mit seinem lyrisch-kräftigen
Bariton immer mehr zu einem ausgezeichneten Richard-Wagner-Sänger entwickelt.
Zu beiden gesellte sich Thomas KUPFER in einer baritonalen Bestleistung
als Heerrufer.
Die
brabantischen Edlen Joe TSCHUZIAKI, August SCHRAM, Frederik BALDUS und
Michael DOUMAS konnten sehr gut in ihre Aufgabe einfügen. Die CHORAKADEMIE
DER TIROLER FESTSPIELE ERL, in mittelalterliche Gewänder gehüllt, unter
der Leitung von Marco MEDVED sorgte in Zusammenarbeit mit der CAPELLA
MINSK und der Leitung von Ljudmila EFIMOVA für eine hervorragende Chorinterpretation.
Vier weibliche Edelknaben (Chiara ALBANO, Helena LACKNER, Luana MAIORANO,
Irene RIPA) rundete den Reigen der kleineren Rollen gut ab.
Leider
mußte man nach einer exzellent gesungenen Gralserzählung das Theater wegen
der schlechten Verkehrsanbindung von Erl nach München verlassen, da auch
das Ende der Oper im Programm anstelle von 22.30 Uhr mit 22.15 Uhr angegeben
war. Der Festspielleitung von Erl wäre daher anzuraten, den Beginn der
Oper nach vorne zu schieben (statt 18.00 Uhr 17.00 Uhr) oder für einen
Shuttle-Bus zu sorgen. ISt
|