Die
seit 1633 durch ein Pestgelübde der Oberammergauer ins Leben gerufenen
Passionsspiele, alle zehn Jahre aufgeführt, finden sie heuer zum 41. Male
statt, zeigten aber eine sehr gute Überarbeitung des Textes, die der Regisseur
Christian STÜCKL vorgenommen und die er unter das Motto "Was glauben die
Leute, wer ich sei" gestellt hat, und dadurch eine sehr durchdachte Inszenierung
der Passion Jesu Christi aufzeigen konnte.
Die
musikalischen Einlagen nebst den Solisten, angelehnt an die Kompositionen
von Rochus Dedler (1779 - 1822), für 2010 überarbeitet von Markus ZWINK,
der auch die musikalische Leitung für CHOR und ORCHESTER innehatte, waren
für manche spannungsgeladenen Szenen etwas zu ausgedehnt. Dazu waren 44
Choristen nebst vier Gesangssolisten auf der Bühne, deren Solostimmen
leider an manchen Stellen überfordert klangen, lediglich der Baß-Solist
Josef ZWINK bewies sehr gutes Durchhaltevermögen.
Von
den meist Laienprotagonisten war man von der Gestaltung des Jesus durch
Frederik MAYET überwältigt, so muß er vor 2000 Jahren auf Erden gewesen
sein. Auch der Prologsprecher Doninkus ZWINK, der Petrus von Maximilian
STÖGER und Walter FISCHER als Josef von Arimathäa werden in Erinnerung
bleiben. Dazu eine sehr beeindruckende Zeichnung der Figur des Judas von
Carsten LÜCK, den Christian Stückl als ein von Kaiphas angestachelter
Tölpel wollte, der ja nur die Soldaten zu Jesus führen sollte, um mit
dem hohen Priester über Glaubensfragen zu reden.
Auch
die beiden konkurrierenden Führer Kaiphas (Anton BURKHART) und Pilatus
(Raimund FUSSY) werden darstellerisch im Gedächtnis bleiben. Eine Begegnung
des Herodes (auf einem Pferd mit Hofstaat auf Kamelen) mit Jesus, Kaiphas
und Pilatus wurden hineingeschrieben, so daß es nicht nur hier mit den
weiteren lebenden Tiere auf der Bühne zu zeitgerechten Szenen kam. Die
lebenden Bilder mit Szenen aus dem Leben Moses waren ebenfalls für 2010
neu geschaffen (seit Ferdinand Rosners "Passio nova" um 1750 als Tableaux
vivants in das Passionsspiel eingefügt) und konnten nicht besser für das
Verständnis der Zuschauer angepaßt werden.
Beeindruckende
Passionsspiele in Oberammergau 2010. I.St.
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