Das
hätte Franz Schreker (1878-1934), dem Tierfreund, wohl gefallen. In der
Szene mit der heiligen Familie und dem Esel kommt in Chemnitz ein echter
Esel auf die Bühne, den der Trubel und die Musik offensichtlich überhaupt
nicht stören, vielleicht mag er sie ja sogar.
Aber
von vorn. In Chemnitz spielt man zurzeit den "Schmied von Gent", Schrekers
letzte Oper, die bei aller Schreker-Renaissance doch eher vernachlässigt
worden ist. Und das zu unrecht, wie man sehen und hören kann.
Schreker
hat bei fast allen seiner Opern nicht nur das Libretto selbst geschrieben,
sondern auch den Stoff selbst erfunden. Beim Schmied greift er auf eine
vorhandene Geschichte von Charles De Coster (1827-1879) zurück, die er
aber leicht bearbeitet, einen Faust-Stoff in der Volksversion sozusagen.
Faust
ist hier Smee, der Schmied aus Gent. Zunächst ist Smee erfolgreich und
beliebt. Dann aber wirbt ihm sein skrupelloser Konkurrent Slimbroek die
Kundschaft ab. Ohne Arbeit aber ist Smees Leben sinnlos geworden, und
er will sich umbringen. Drei Teufel halten ihn davon ab und versprechen
reichlich Arbeit und Geld, wenn sie nach sieben Jahren Smees Seele erhalten.
Er willigt ein. Nach den sieben Jahren aber tut Smee Gutes an der bereits
erwähnten heiligen Familie (die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert,
und die heilige Familie ist immer noch unterwegs) und hat drei Wünsche
frei. Mit deren Hilfe bezwingt er die Teufel, die ihn holen kommen. Arbeit
und Geld sind trotzdem weg, und er stirbt wenig später. Auf dem Weg in
den Himmel kommt er an der Hölle vorbei, wo die Teufel ihn aber nicht
einlassen. Allerdings will auch Petrus ihn nicht im Himmel. Erst durch
die Fürsprache des Heiligen Josef wird klar, daß Smee eigentlich doch
ein Guter war, und er darf ins Paradies.
Schreker
liebte Märchen, und man vermutet fast eine Trotzreaktion des Komponisten,
eine solche Oper 1932 zu schreiben. Die Nazis sorgten dann auch dafür,
daß das Werk des Juden nicht lange auf dem Spielplan war. Dabei war Schreker
beliebt und auch in dieser Oper entwickelt sich seine Musik sogartig und
fesselnd, wenn auch geerdeter als in den früheren Werken. Der Chemnitzer
GMD Frank BEERMANN streicht all dies gut heraus.
Regisseur
Ansgar WEIGNER setzt in seiner Inszenierung auf Parallelen von Titelheld
und Komponist (Bühne mit vielen Noten und überdimensionalem Flügel Siegfried
E. MAYER), indem er den sehr guten Oliver ZWARG immer wieder auch als
Schreker-Double präsentiert, gerade auch am Ende, wenn Smee in den Himmel
kommt, Schreker aber im Komponierstüberl zurückbleibt. Auch Undine DREIßIG
als Smees Frau, Edward RANDALL als Slimbroek, Martin GÄBLER als Teufel
in Gestalt Herzog Albas, Viktor SAWALEY als Teufel Henker Jakob Hessels,
Judith KUHN als Teufelin Astarte sowie in kurzer Partie Kouta RÄSÄNEN
als Petrus runden eine gute Ensembleleistung ab.
Schön,
daß das Label CPO die Aufführung für CD mitgeschnitten hat, so daß man
nicht bis zur nächsten Inszenierung warten muß, um Schrekers wunderbare
Musik hören zu können. KS
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