1912
war die Frankfurter Uraufführung von Franz Schrekers "Der ferne Klang"
DIE Opernsensation und begründete den weiteren Erfolg des Komponisten,
welcher nach der Machtergreifung durch die Nazis und den frühen Tod Schrekers
1934 ein jähes Ende fand.
"Der
ferne Klang" ist auch heute, wo Schrekers Werke immer mal wieder den Weg
auf die Bühne finden, das von ihnen meist gespielte Stück. Und wie stark
die Geschichte vom Komponisten Fritz ist, der für die Suche nach dem perfekten
Klang die Frau, die er liebt und damit sein Glück aufgibt, kann man jetzt
in Augsburg miterleben.
Dabei
stand die Produktion zunächst unter keinem guten Stern, da der vorgesehene
Regisseur in schon fortgeschrittenem Stadium die Produktion aus Gesundheitsgründen
abgeben mußte. Renate ACKERMANN sprang ein und schuf zusammen mit Timo
DENTLER und Okarina PETER (Bühne und Kostüme) eine anrührende Umsetzung
des Stoffes, spielend in der Enstehungszeit der Oper.
Der
alte Graumann verspielt beim Kegeln seine Tochter Grete, die gerade von
ihrem Geliebten Fritz verlassen wurde. In ihrer Not will sie sich umbringen,
schafft es aber nicht und wird von einer alten Frau, hier im Frack und
mit trendiger Frisur, mitgenommen. Wohin wir sehen im zweiten Akt, in
dem Grete in einem venezianischen Bordell arbeitet, mit viel Erfolg. Die
Männer reißen sich um sie, veranstalten gar ein Wetterzählen um ihre Gunst.
Sieger wird der zufällig vorbeikommende Fritz, dem die letzten zehn Jahre
kein Glück gebracht haben. Als er Grete in ihrer jetzigen Profession erkennt,
stößt er sie erneut von sich. Wieder ein paar Jahre später geht die nunmehr
auf dem Straßenstrich arbeitende Grete in die erste Oper von Fritz, die
nach anfänglicher Begeisterung des Publikums aber gnadenlos durchfällt.
Er hat den Klang immer noch nicht gefunden, ist krank und erschöpft. Erst
jetzt finden Grete und er sich wieder und geben sich neuen Mut.
In
Augsburg ist dies allerdings weit weniger als ein Happy End. Die beiden
finden nicht wirklich zueinander, eine unsichtbare Wand trennt sie, Grete
geht schlafwandlerisch nach hinten ab, Fritz bleibt vorn auf seiner Freud'schen
Couch allein mit seinen Noten.
Sally
DU RANDT als Grete meistert ihre Riesenpartie mit leichten metallischen
Spitzen in der Höhe, spielt aber die Wandlung vom jungen Landei zur unfreiwilligen
Lebedame und zur gebrochenen Frau sehr eindringlich. Auch Mathias SCHULZ
als Fritz überzeugt in seinem Weltschmerz, wie auch die weiteren Partien
mit Andreas BAUER als Wirt, Jan Friedrich EGGERS als Baron, Wolfgang NEWERLA
als Dr. Vigilius, Kerstin DRESCHER als die alte Frau eine gute Ensembleleistung
zeigen.
Das
runde Bild der Aufführung entsteht aber nicht zuletzt auch durch die gelungene
musikalische Umsetzung des PHILHARMONISCHEN STAATSORCHESTERS AUGSBURG
unter seinem GMD Dirk KAFTAN. Sie zeigen die zeitlose Wirkung von Schrekers
Musik, die Dramatik, der sich auch das heutige Publikum nicht entziehen
kann. Der Dank war ein gut gefülltes Haus und lang anhaltender Applaus.
KS
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