Der
Kulisse des Schlosses Hellenstein in Heidenheim ist wie geschaffen für
die Opern der Romantik, in der sich die Komponisten meist mit dem Märchenhaften,
Übernatürlichen beschäftigt haben. So fand auch Heinrich Marschners leider
so selten aufgeführtes Werk hier für einige Zeit eine besondere musikalische
Heimat. In dem glänzend durchkomponierten Werk verspürte man die gute
Zusammenarbeit mit Carl Maria von Weber, die Marschner fast in allen Musikteilen
des Werks anklingen ließ. Vor allen Dingen fällt auf, daß Marschner seine
großen Arien für die Hauptpartien gerade am Schluß seiner Oper plazierte,
Arien, die durch ihre Stabilität des musikalisch Bedeutsamen dem Zuhörer
im Gedächtnis bleiben.
Dem
Regisseur Bruno BERGER-GORSKI und Klaus HELLENSTEIN, letzterer zuständig
für Bühne und Kostüme, ist es übereinstimmend geglückt, diese übersinnliche
Handlung des "Vampyrs" in Bestform, gepaart mit den sehr gut disponierten
NÜRNBERGER SYMPHONIKERN unter der werksgerechten Stabführung von Marc
TRADUE dem Publikum zu vermitteln. Die Bühne teilte sich in zwei Teile
auf, in das Reich der Irdischen und in das Reich der Vampyre. Blutrünstig
in Rot/Schwarz gekleidet befanden sich letztere auf der Schloßmauer und
seilten sich von dieser hinab, dadurch konnte auch diese für das Handlungsgeschehen
voll genutzt werden. Bemerkenswert ist auch der Schluß der Oper, der nach
Textbuch ein happy end haben muß, hier aber wurden die Liebenden selbst
zu Vampyren.
Die
Titelfigur wurde von Björn LARSSON verkörpert, der rein vom Aussehen her
das Unheimliche des zum Vampyr gewordenen Lord Ruthven nach anfänglicher
Zurückhaltung gut herüberbringen konnte. Gerade seine Erzählung, wie er
zum Vampyr wurde, konnte er eindrucksvoll darbringen. Sein Gegenspieler
Edgar Aubry, der von ihm während der Erzählung gebissen und daher selbst
zu einem solchen Ungeheuer wurde, wurde von Harrie VAN DER PLAS mit einem
ausdrucksvollen Tenor gesungen, der sich ebenfalls nach anfänglicher Zurückhaltung
steigerungsfähig entwickelte.
Den
Vogel unter den Bräuten, die auf bedauerliche schauerliche Weise den Tod
fanden, schoß an diesem Abend Sabine RITTERBUSCH als Emmy ab, eine ausdrucksvolle,
technisch perfekte und mit sehr guter Gestaltungsfähigkeit ausgestattete
Sopranstimme, während die im ersten Akt bereits den Tod findende Janthe
in der Interpretation von Stephanie FORSBLAD sehr blaß erschien. Das letzte
überlebende Opfer Malvina in der Rollenverkörperung von Ruxandra VODA
konnte sich während des ganzen Abends stimmlich nicht durchsetzen. Ihre
Mittellage erscheint problematisch, dadurch konnte sie keinerlei Sicherheiten
in Höhe und Tiefe ihres Soprans aufzeigen.
Eine
herrliche Studie erbrachte der Schauspieler Klaus-Peter PREUßGER als Vampyrmeister,
dessen Gestaltung gerade von Dämonen und ähnlichen Figuren keine Grenzen
kennt. Bei der Sängerriege der Herren gab es nur noch Urs MARKUS in der
kleinen Rolle des John Berkeley, der durch Stimmschönheit in Erinnerung
bleiben konnte, Karl-Friedrich DÜRR als Davenaut und Michael SIEMON als
Diener George klangen überfordert.
Die
STUTTGARTER CHORISTEN unter der Einstudierung von Edgar HYKEL waren gut
geprobt, ebenfalls konnten sich die STATISTEN DER OPERNFESTSPIELE HEIDENHEIM
gut auf der Bühne plazieren.
Zu
erfragen wäre, welche Bedeutung der von dem Mädchen Emmy ständig mit sich
getragene Bilderrahmen bis zu deren tragischem Ende haben soll. Alles
in allem - ein unvergeßlicher romantischer Opernabend in Heidenheim. ISt
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