Nach
einigen Querelen in diesem Jahr um die Frage der Finanzierung und Spielplangestaltung
gab es keine Neuinszenierung, sondern lediglich Wiederaufnahmen. Im Fall
des "Nabucco" war dies keine besonders gute Idee, denn die Inszenierung
von Denis KRIEF in dem wenig stimmungsvollen Einheitsbühnenbild und den
kaum arenatauglichen Kostümen, die bereits im vergangenen Jahr mir am
Fernseher nicht einzuleuchten vermochte, war auch bei der Livebegegnung
nicht besonders eindrucksvoll. Für einen modernen Regietheaterzugriff
wirkte alles viel zu beliebig und zu wenig durchdacht, für eine Prachtentfaltung
mit eindrucksvollen Tableaus viel zu eintönig.
Es
mußte daher allein die musikalische Seite den Abend retten. Ambrogio MAESTRI
wirkte in Gesang und Darstellung etwas gebremster, als dies von seinen
letzten Auftritten in Hamburg erinnerlich war, sang jedoch einen wunderbar
phrasierten Nabucco und ließ sich zu keiner Sekunde durch die Dimensionen
davon abhalten, auch piani zu singen. Auch Abigaille Alessandra REZZA
überraschte zunächst durch einen sehr lyrischen Zugang zu der gefürchteten
Partie, die mich befürchten ließ, sie würde den Abend nicht durchstehen.
Davon war jedoch nicht die Rede, es waren alle Voraussetzungen vorhanden,
um in der Rolle zu bestehen, und sogar auch noch den Charakter dieser
Figur herauszuarbeiten. Eine beeindruckende Leistung.
Nachdem
am vorangegangenen Abend die Bässe beeindruckt hatten, war hiervon keine
Spur zu entdecken. Roberto SCANDIUZZIs Stimme als Zaccaria erklang mit
eigentümlich hohlem Ton, ohne Autorität, konnte zu keiner Sekunde den
Führer der Hebräer deutlich machen. Carlo STRIULI als Oberpriester des
Baals war schlichtweg nicht vorhanden.
Fenena
(Eufemia TUFANO) sang, vor allem um die Rolle glaubhaft darstellen zu
können, mit zu brustig-lauter Stimme, was einen leicht vulgären Klang
erzeugte. Valter BORIN als Ismaele ließ zu Beginn ein paar beeindruckende
Töne vernehmen, die jedoch je länger der Abend dauerte, in der Höhe immer
gequälter wurden; zudem verlegte er sich aufs Brüllen. Als Abdallo beeindruckte
Angelo CASERTANO wenig, Stefania SPAGGIARI komplettierte als Anna.
Bestens
in Form zeigte sich der CHOR, der nicht nur bei "Va pensiero" (mit in
der Arena obligater Wiederholung) glänzte, sondern auch seinen weiteren
umfangreichen Aufgaben gewachsen war (Leitung: Marco FAELLI).
Daniel
OREN dirigierte mit Verve, schnellen Tempi und mit Sinn für Effekte, ohne
diese vordergründig wirken zu lassen. Das ORCHESTER folgte ihm bedingungslos.
Nachdem endlos zerdehntem Vorabend war dieses Dirigat nicht nur erholsam,
sondern ließ das Publikum auch das Feuer von Verdis Musik direkt fühlen,
das Oren mit zahllosen "Bravi" feierte. MK
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