Für
die Präsentation ihrer Gesangskunst hatten sich die beiden Bestkönner
der Opernbühne eine Besonderheit ausgesucht - nämlich das Passionsspielhaus
in Oberammergau, einem Ort, in dem bayerische Kultur sich voll auslebt,
schon allein durch die alle zehn Jahre durch ein Gelübde der Oberammergauer
im 17. Jahrhundert dargestellte Passion Christi. Mittlerweile wird das
Passionsspielhaus, übrigens mit einer sehr guten Akustik ausgestattet,
wie so manch andere Häuser dieser Art für andere Events genutzt, so daß
man gespannt aus München anreiste, um diese beiden so selten auf Münchens
Opernbühne auftretenden Künstler zu hören und zu sehen.
Ich
glaube kaum, daß einer der Anwesenden enttäuscht wurde, und schon gar
nicht von der Klangschönheit beider Stimmen und der Programmauswahl. Das
MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, dieses Mal unter der Leitung von Emmanuel
VILLAUME untermalte die Sängerbegleitung ausgezeichnet, während aber doch
einige Orchesterstücke manchmal sehr schleppend kamen, besonders zu bemerken
beim Vorspiel zum 4. Akt "La Wally" und bei Georg Friedrich Händels "Salomon",
("Einzug der Königin von Saba"). Zu einer endgültigen befriedigenden guten
Leistung kam es am Ende des Abends bei George Gershwins "Cuban Ouverture."
Auch ist die hervorragende Leistung des Konzertmeisters des Münchner Rundfunkorchesters
Henry RAUDALES zu erwähnen, dessen Solovioline in der Meditation aus Massenets
"Thais" erklang.
Bei
den Solisten machte Renée FLEMING den Anfang mit den beiden Arien der
Semele aus Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper und zeigte nicht
nur hier, sondern während des ganzen Abend bestens disponiert mit ausdrucksstarken
piani, in den Übergängen mit einer ausgeprägten Tiefe und angemessener
Zurückhaltung in der Gestaltung, ganz auf den Gesang konzentriert, eine
vollendete Diva der Opernbühne. Leider wirkte ihr ausgezeichneter Vortrag
der Gavotte aus Jules Massenets "Manon" durch Zwischenbeifall Unwissender
aus dem Publikum verzogen - schade. In "Somewhere over the rainbow" kann
man sich die Künstlerin auch in Rollen der leichteren Muse vorstellen,
zumal sie das zusätzlich im Duett mit Rolando VILLAZON am Schluß des Abends
aus Leonard Bernstein "West side story" "Tonight" ausreichend bewies.
Höhepunkt des ganzen Abends waren die best interpretieren Verführungskünste
der "Manon" bei Des Grieux im Duett mit Rolando Villazon "Saint Sulpice".
Rolando
Villazon zeigte wieder einmal stimmliche Höchstform in allen seinen Vorträgen
- unglaublich, wie sich diese Stimme bei allen ihren Vorträgen verausgaben
kann und immer wieder im Saal trägt, ein Teufelskerl ist dieser Villazon
schlichtweg, und während seiner Vorträge stets nah am Publikum, (in dem
er zwischen seinen Vorträgen spricht, sogar am Schluß vom Podium springt,
um Autogrammwütigen ihre Wünsche zu erfüllen). Zu Beginn habe ich selten
so perfekt im Vortrag "Ombra mai fu" aus "Xerxes" von Händel gehört. Wie
immer die sog. "Ohrenwürmer" eines Tenors in Arienabenden "Recondita Armonia"aus
"Tosca" und das Duett aus "La Bohème" "O soave fanciulla" gut harmonierend
mit Renée Fleming.
Zu
selten gehört Massenets "Le Mage" die Arie des Zarastra "Ah Parais!" und
"The impossible dream" aus Mitch Leighs "Mann von La Mancha", letzteres
sehr eindrucksvoll gesungen und einem im Publikum befindlichen kranken
Mädchen gewidmet, das offenbar durch seine stimmliche Hilfe gegen den
Tod ankämpfen konnte. Herr Villazon bewies in diesem Abend wieder einmal,
dass er nicht umsonst zu den führenden Tenören der Welt zählt, und dabei
ein bescheidener und liebenswerter Künstler bleibt.
Ein
interessanter und nachklingender Abend. ISt
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