Der
Wettergott hatte ein Einsehen - trotz strömenden Regens untertags tat
sich für den Abend die Sonne auf, man konnte die Oper, gut eingewickelt
in Decken und Mäntel, bis zum Ende auf der Burgruine "Rittersaal" auf
Schloß Hellenstein genießen, in einer Inszenierung , die sich gut und
sinnvoll dem Umfeld anpaßte und dem Sinne einer romantischen Oper entsprach.
Der
Regisseur Bruno BERGER-GORSKI richtete sich frei nach der Vorlage des
im "Gespensterbuch" von Johann Apel und Friedrich Laun, der literarischen
Vorlage des Librettos, erzählten Handlungsgeschehens. Hier endet der "Freischütz"
tragisch durch den Tod der Agathe und Regisseur Berger-Gorski setzte noch
einen angedeuteten Selbstmord des zum Jägerburschen degradierten Max darauf,
der in dieser Inszenierung ein Forstbeamter in Verwaltungsaufgaben war
(gleich zu Beginn sah man ihn bei Erstellung von Listen und mit Rechenmaschine).
So kann man einen "Freischütz" gut auf die Bühne bringen, noch dazu in
dieser romantisch geheimnisvollen Burgatmosphäre, in welcher der das alles
lenkende Samiel als Vertreter des Bösen von Anfang an die Schicksalsfäden
zog und in allen Szenen auf der Bühne war.
Besonders
beeindruckend war daher die "Wolfsschlucht"-Szene, in der man die Ecken
und Nischen einer Burgruine besonders gut nutzen konnte, und die daher
besonders gespenstisch zum Publikum herüberkam. Sehr sinnvoll gestaltete
sich ebenso die Figur der Agathe, deren weiße beschützende Rosen sie während
des ganzen Bühnengeschehens begleiteten und die ebenso beschützend auf
ihrem toten Leib ruhten, während sich ihre Seele sich zum Klausner wendend
gen Himmel wandte. Alles in allem, beste Regie-Ideen, bis auf die Bilderrahmen,
die von den jeweiligen Protagonisten bei ihren Einsätzen über die Bühne
geschleppt wurden. Sollte das jeweilige Schicksal der Figuren damit dargestellt
werden?
Von
der musikalischen Seite her muß man dem Orchester, den NÜRNBERGER SYMPHONIKERN,
unter der Leitung von Marco-Maria CANONICA Referenz zollen. Die Stabführung
von Herrn Canonica war von vorneherein auf Spannung ausgerichtet, schon
die Ouvertüre ließ das kommende gespenstische tragische Handlungsgeschehen
gut erkennbar anklingen.
Die
Protagonisten stellten sich gut auf eine Freilichtaufführung ein. Hier
ist besonders die Leistung des Kaspar Wieland SATTER hervorzuheben, der
nicht nur stimmlich diesen satanischen Jägerburschen sehr gut darstellte,
als Gegenspieler ebenso glücklich dafür gewählt mit profundem Baß Urs
MARKUS als Eremit.
Als
Max machte sich Peter BERNHARD dem Publikum bekannt, dessen dezenter Tenor
sich wohl mehr in Mozart-Partien zu Hause fühlen könnte. Von den übrigen
Herrenrollen ist der Kilian von Florian GÖTZ hervorzuheben, der aus dieser
Rolle eine amüsante Figur machte; die weiteren Sänger wie Anders HALD
als Ottokar und Karl-Friedrich DÜRR als Kuno fügten sich ausreichend in
die Sängerriege der Herren ein.
Von
den Damen würde von Darstellung und stimmlicher Leistung ein Rollenwechsel
bei Jana HAVRANOVA vorzunehmen sein, sie würde besser als Ännchen denn
als Agathe passen, ihr sehr schönes zartes Stimmvolumen würde diese Rolle
besser ausfüllen, während Bianca SCHATTE als hier kratzbürstiges Ännchen
allzu viel Temperament zeigte (das hin und her gerissene Hochzeitskleid
von Agathe war ein trauriges Requisit) und dadurch leicht in den Sprechgesang
verfiel.
Die
immer geschlossen auftretenden Brautjungfern, gesungen von Eva-Maria HAUSSMANN,
Monika KLAMM, Mirium KURRLE und Marie-Elisabeth STADELMANN konnten ihren
"Brautjungfernchor" gut interpretieren.
Den
Vogel allerdings schoß die Darstellung des Samiel von Klaus-Peter PREUSSGER
ab, ein schwarzer Jäger in Kostüm und Maske wie man sich ihn vorstellt,
zumal auch sein Ruf am Ende Oper "sechse treffen, sieben äffen" beim voraussichtlichen
Tod des Max durch Mark und Pein ging.
Zu
erwähnen seien noch die Bestauswahl einiger CHORISTEN DER STUTTGARTER
OPER, die ja einen Freischütz durch den berühmten Chor erst zu einer "Volksoper"
werden lassen.
Ein
romantischer Abend in Heidenheim. I.St.
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