Eines
sei vorweggesagt: Obwohl das Konzert in der Halle der Krefelder Pinguine
stattfand, war es ein frackloser Abend. Der Stimmung tat das keinen Abbruch.
José CARRERAS gab eines seiner wenigen diesjährigen Konzerte in Deutschland
gemeinsam mit Rebeca OLVERA, einem jungen, höchst talentierten Sopran.
Dem
Titel entsprechend war das Programm sehr weihnachtlich, begann allerdings
mit der Polonaise aus "Eugen Onegin". Hierbei zeigte sich das Manko der
NIEDERRHEINISCHE SINFONIKER, deren sehr blecherner Klang dem Stück etwas
Atmosphäre nahm, obgleich Dirigent David GIMÉNEZ alles tat, aus dem Klangkörper
das Bestmögliche herauszukitzeln. Khachaturians "Spartacus" im zweiten
Teil klang dann gleich motivierter.
Im
ersten Teil mit einer Auswahl eher internationaler Weihnachtslieder, bekam
der zweite Teil sehr zu unserer Freude einen latent katalanischen Touch.
Trotz der großen Halle und der nicht immer perfekten Tontechnik, die unsere
Plätze jedoch glücklicherweise weniger beeinträchtigte, ließ es sich der
Tenor nicht nehmen, besonders mit leisen, verinnerlichten Tönen zu punkten.
Nach
"Adeste Fidelis", "Mille Cherubini in coro" und vor allem dem "Pregaria"
von Alvarez und "O Holy Night" vor der Pause, waren es nach der Pause
"Tu scendi dalle Stelle", "La virgen lava pañales", "El cant dels ocells"
sowie "White Christmas" (inklusive der selten zu hörenden Einleitung)
und zusammen mit Rebeca Olvera "Panis Angelicus" und "The drummer boy".
Der
junge Sopran beeindruckte mit einer den klassischen deutschen Weihnachtsliedern
"Leise rieselt der Schnee" und "Guten Abend, Gute Nacht" angemessenen
Schlichtheit im Vortrag sowie einer exzellenten Diktion im Englischen
bei "Joy to the world".
Der
für Weihnachtskonzerte unvermeidliche Kinderchor wurde diesmal durch den
KNABENCHOR DER CHORAKADEMIE KEMPEN doch gut vertreten. Kein Gekiekse,
kein Gequietsche, sondern in weiten Strecken solider Gesang und anerkennenswerte
Homogenität. Man hatte den Eindruck, daß der Chor auch von dem einfühlsamen
Dirigat David Giménez' profitierte.
Bekanntermaßen
fängt ein Carreras-Konzert mit den Zugaben erst richtig an. Die dem Tenor
eigentlich zu Unrecht nachgesagte übermäßige Ernsthaftigkeit geht bei
diesen Gelegenheiten regelmäßig flöten, und so begann er den inoffiziellen
Teil mit "I'll be home for Christmas" auch gleich mit einem gewissen Schalk
im Nacken (Drohung oder Versprechen?). Nach einem schön phrasierten "O
mio babbino caro" von Rebeca Olvera folgte selbstironisch schmachtendes
"Guitarra romana", bei dem man sich fragte, in welchem Musikalienkeller
José Carreras dieses Stück ausgegraben haben könnte (echt kitschiger Text,
aber schön…), und wo eigentlich der Kontext mit Weihnachten steckt.
Das
Konzert endete mit "Jingle Bells" und "Stille Nacht" im Duett mit dem
Sopran. AHS & MK
P.S.
Das anschließende Wrestling-Match um die Mäntel (eine Garderobe mit drei
Aushilfsgarderobieren für 3.000 Leute) war nur durch typisch weibliche
Netzwerkbildung zu überleben und dem Ereignis nicht wirklich angemessen.
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