Der
junge Bariton Mirko JANISKA fiel uns bereits bei den ersten Phrasen seines
"Tannhäuser"-Wolframs in Kiel positiv auf. Je weiter die Vorstellung fortschritt,
desto faszinierter wurden wir von dieser Stimme und der Intensität von
Gesang und Bühnenpräsenz. Grund genug, seinen Liederabend im Foyer der
Kieler Oper zu besuchen. Auf dem Programm stand Schuberts "Die schöne
Müllerin".
Eine
gewisse Nervosität des Sängers war zu Beginn zu spüren, doch schon nach
wenigen Liedern schien diese verflogen. Je tiefer der Künstler in die
Texte Müllers eintauchte, desto gelöster wirkte er auch. Es war faszinierend
zu hören und auch zu sehen, wie in jedem einzelnen Lied die jeweilige
Stimmung greifbar wurde und sich der Ausdruck veränderte. Die Stimme hat
in allen dynamischen Nuancen ein warmes, individuelles Timbre, welches
dem Zuhörer einen sofortigen Zugang ermöglicht.
Man
erlebt häufig, daß Liedgesang vor allem intellektuell angegangen wird.
Hier jedoch hielten sich intelligente Phrasierung und durchaus spontan
wirkende Emotion die Waage, ohne daß man jemals das Gefühl hatte, eines
von beiden würde sich in den Vordergrund drängen. Bemerkenswert war zudem
die Wortdeutlichkeit, die nie in Trockenheit oder Überbetonungen mündete,
sondern genau das richtige Maß des Liebesdramas fand. Besonders gelangen
"Mein!" und vor allem der Gefühlszwiespalt in "Eifersucht und Stolz".
Der
Sänger wurde nicht nur kompetent und einfühlsam von Sibylla HÖHNK am Klavier
begleitet, die Pianistin ließ an den virtuoseren Stellen aufhorchen und
fiel zudem durch die Fähigkeit auf, ihr Spiel schnell und unauffällig
den akustischen Gegebenheiten anzupassen.
Der
lautstarke Applaus des zahlreich erschienen Publikums (bis kurz vor Beginn
mußten aus allen möglichen Ecken des Theaters noch zusätzliche Stühle
herangeschafft werden) wurde leider nicht durch eine Zugabe belohnt.
Mirko
Janiska verläßt zum Saisonende Kiel und wechselt an die Komische Oper
Berlin. Es bedarf keiner Kristallkugel, um zu ahnen, daß von dort aus
eine internationale Karriere erfolgen dürfte. MK
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