MIRKO JANISKA, "DIE SCHÖNE MÜLLERIN" - 25. Juni 2007

Der junge Bariton Mirko JANISKA fiel uns bereits bei den ersten Phrasen seines "Tannhäuser"-Wolframs in Kiel positiv auf. Je weiter die Vorstellung fortschritt, desto faszinierter wurden wir von dieser Stimme und der Intensität von Gesang und Bühnenpräsenz. Grund genug, seinen Liederabend im Foyer der Kieler Oper zu besuchen. Auf dem Programm stand Schuberts "Die schöne Müllerin".

Eine gewisse Nervosität des Sängers war zu Beginn zu spüren, doch schon nach wenigen Liedern schien diese verflogen. Je tiefer der Künstler in die Texte Müllers eintauchte, desto gelöster wirkte er auch. Es war faszinierend zu hören und auch zu sehen, wie in jedem einzelnen Lied die jeweilige Stimmung greifbar wurde und sich der Ausdruck veränderte. Die Stimme hat in allen dynamischen Nuancen ein warmes, individuelles Timbre, welches dem Zuhörer einen sofortigen Zugang ermöglicht.

Man erlebt häufig, daß Liedgesang vor allem intellektuell angegangen wird. Hier jedoch hielten sich intelligente Phrasierung und durchaus spontan wirkende Emotion die Waage, ohne daß man jemals das Gefühl hatte, eines von beiden würde sich in den Vordergrund drängen. Bemerkenswert war zudem die Wortdeutlichkeit, die nie in Trockenheit oder Überbetonungen mündete, sondern genau das richtige Maß des Liebesdramas fand. Besonders gelangen "Mein!" und vor allem der Gefühlszwiespalt in "Eifersucht und Stolz".

Der Sänger wurde nicht nur kompetent und einfühlsam von Sibylla HÖHNK am Klavier begleitet, die Pianistin ließ an den virtuoseren Stellen aufhorchen und fiel zudem durch die Fähigkeit auf, ihr Spiel schnell und unauffällig den akustischen Gegebenheiten anzupassen.

Der lautstarke Applaus des zahlreich erschienen Publikums (bis kurz vor Beginn mußten aus allen möglichen Ecken des Theaters noch zusätzliche Stühle herangeschafft werden) wurde leider nicht durch eine Zugabe belohnt.

Mirko Janiska verläßt zum Saisonende Kiel und wechselt an die Komische Oper Berlin. Es bedarf keiner Kristallkugel, um zu ahnen, daß von dort aus eine internationale Karriere erfolgen dürfte. MK