Den
intellektuellen Kampf zwischen Mann und Frau hat wohl kaum jemand so herrlich
beschrieben wie Shakespeare. Man denke an "Der Widerspenstigen Zähmung"
mit seinem für die Frau nicht sonderlich schmeichelnden Ausgang. Aber
auch in "Viel Lärm um Nichts" gilt es wunderbare Wortduelle auszufechten
zwischen den beiden widerspenstigen Beatrice und Benedick. Daneben wirken
die Liebenden Hero und Claudio beinahe langweilig.
Das
dachte sich auch Hector Berlioz und machte das spannendere Paar gleich
zum Titel und Mittelpunkt seiner letzten Oper. In Augsburg spielt das
Stück in moderner Zeit, wenn man sich die Bühne von Mark GLÄSER anschaut.
Ein großer Swimmingpool bestimmt das Bild von edlem Holzparkett umgeben
und einem traumhaften Blick auf die (sizilianische?) Küste. Wer hier wohnt,
hat Geld und wohl auch Macht.
Und
die vornehme Zurückhaltung, die das mit sich bringen kann, strahlt der
Hausherr Leonato von Dieter GOERTZ auch aus. Er hat alles im Griff, na
ja fast alles, denn seine Nichte Béatrice zeigt sich wenig beeindruckt.
Sie schlendert staksig in Hosen und mit Blazer umher und wenn man mit
ihr reden will, steckt sie sich unhöflich die Kopfhörer ihres MP3-Players
in die Ohren. So sie dann doch einmal zuhört, gibt sie mit großen Gesten
giftige Widerworte. Uta BUCHHEISTER bestimmt so den Abend. Wie sie sich
von bissig, über höchst verunsichert zu vorsichtig liebend, dies aber
nie ohne Stachel, wandelt, ist ein Genuß. Ihr
schöner, gestaltungsfähiger Mezzo unterstreicht das Bild.
Béatrice
muß auch der Liebling von Regisseurin Jasmin SOLFAGHARI sein, denn die
unterstützt den männlichen Gegenspieler wenig. Peter BERNHARDs Bénédict
steht von Anfang an etwas hilflos daneben, selbst wenn er wortreich Paroli
bietet. Ihm fehlt eindeutig die Kampfeslust, vielleicht hat ihm der gerade
beendete Krieg doch ziemlich zugesetzt. Glaubwürdiger ist er dann als
Liebender, das weiche, schwärmerische scheint ihm mehr zu liegen.
Stefanie
KUNSCHKE als Hero entspannt sichtlich als sie ihre lange schwere Arie
"Je vais le voir" hinter sich hat und genießt dann das Duo mit Zofe Ursula
am Ende des ersten Akts. Vuokko KEKÄLÄINEN besticht als diese mit samtiger
Tiefe und großer Spielfreude und verleiht der Figur viel von dem Humor,
den sie bei Shakespeare hat, auf den Berlioz aber verzichtet. Der legt
den Humor stattdessen in die Chorprobe des Somarone. Stefan SEVENICH als
komponierender Chorleiter biegt und wiegt sich, kommandiert das Orchester
und gleichzeitig den Chor, der sich aufführt wie ein Kirchenchor auf Mallorca-Ausflug
in bunter Freizeitkleidung und mit Sonnenbrillen (Kostüme: Tomás KYPTA),
lieber ein Glas in der Hand als die Noten. Und herrlich schief singen
können diese Leute auch.
Am
Ende, bei großer Abendunterhaltung, vielen umhersausenden Hostessen und
Sonnenuntergang, hat dann auch Béatrice unter dem Blazer die große Abendrobe
angelegt, äußeres Zeichen einer inneren Wandlung. Und nachdem das wichtigste,
die Mitgift Heros, dezent an den Bräutigam Claudio (Manuel WIENCKE) übergeben
wurde, können auch die Titelhelden in den Hafen der Ehe segeln, stürmisch
wird es dort allemal.
Henrik
NÁNÁSI und sein PHILHARMONISCHES ORCHESTER AUGSBURG begleiten das Treiben,
unterstützen die Szene tatkräftig, in der Chorszene mit eindeutigem schauspielerischem
Talent. KS
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