Der
Beginn verstört. Während der Ouvertüre liegt Jenufa auf einem weißen Metallbett
und entdeckt beim Erwachen die Verbände an ihren Handgelenken, die sie
ungläubig betrachtet. Sie reißt die Mullbinden ab, und die Oper nimmt
ihren Lauf.
Bühnenbildner
Heiko MÖNNICH präsentiert eine gebrochene ländliche Idylle, mit dem großen
Mühlrad auf der einen, aber unüberwindbaren Felsen auf der anderen Seite.
Idylle ja, aber ein Entkommen gibt es nicht. Selbst der blühende Zweig,
der ins Bühnenbild, ragt wird den Abend nicht überstehen. Jenufa, in schlichtem
weißem Kleid mit groben Schuhen und grober Jacke wartet auf den blond
gelockten Stewa. Der aber, in seinem Übermut nicht zur Armee zu müssen,
nimmt sie kaum wahr, so sehr genießt er die allgemeine Aufmerksamkeit.
Das kann Jenufas Ziehmutter nicht gefallen, sie fordert ein Jahr Frist
bis zur Heirat, nichts ahnend von Jenufas Schwangerschaft.
Regisseur
Thomas WÜNSCH erzählt die bekannte Geschichte zunächst sehr statisch,
ohne rechte Personenregie. Anders dann im 2. Akt. Vor dem Hintergrund
riesiger Maria/Kind-Ikonen steht die Wiege, zu der die Küsterin Stewa
gerufen hat. Stewa, die blonden Locken gebändigt, weicht immer wieder
vor der Küsterin zurück, macht Kreuzzeichen zur Abwehr, flieht letztlich.
Also nimmt die in schwarzem Kostüm gekleidete Frau (überzeugend Ildiko
SZÖNYI), ihr Wahnsinn liegt in der dunklen Ruhe, das Baby; die Ikonen
geben den Weg ins dunkle Schneetreiben, in den Tod frei. Jenufa, erwacht
und taumelt, vor einem riesigen Mond, der derweil aufgegangen ist, dem
Wahnsinn nah.
Die
Hochzeit mit Laca findet dann wiederum in ländlicher Idylle statt, ein
langer Tisch im Freien, Frühling, man wirft Blumen, die Gäste sind feierlich
gekleidet im Stil der Jahrhundertwende. Nachdem der Mord entdeckt ist,
die Küsterin alles über sich ergehen läßt, bleiben Laca und Jenufa zurück.
Er ist sichtlich um sie bemüht, sie aber nimmt das Messer vom in Gehrock
und Hut vorbeigehenden Tod, legt es sich an die Arme, wirft es weg, nimmt
es erneut und beim Schlußton hält sie es hilflos in der Hand. Der Kreis
schließt sich zum Beginn, der nun Bedeutung bekommt, wenn auch eine, die
bei Janácek so nicht vorkommt.
In
Augsburg wird deutsch gesungen, in der kongenialen Fassung von Max Brod.
Ist Janácek ja eigentlich jemand, der sehr auf Sprachklang komponiert
hat, so ist man erstaunt, wie gut diese Übersetzung gerade auch klanglich
funktioniert. Die Sänger singen durchweg sehr textverständlich, aber kommen
stimmlich bei ihren schweren Partien zum Teil an ihre Grenzen, so z. B.
Hendrik VONK als Laca, der mit viel Verve beginnt, dem aber am Ende die
Kraft fehlt. Auch bei Tilmann UNGERs Stewa, der sehr gut beginnt, fehlt
am Ende der lange Atem. Sally DU RANDT bezaubert wieder einmal ihr Publikum
mit ihrer Ausstrahlung zwischen mädchenhaft und Diva. Gute Leistungen
zeigten auch Diane PICHLER als alte Buryja, Stefan SEVENICH als Altgesell
oder Andrea BERLET als Karolka.
Wolfgang
WEBER am Pult des PHILHARMONISCHEN ORCHESTERS AUGSBURG ließ sein Orchester
klar, manchmal fast solistisch spielen, hatte aber gerade in den Chorszenen
Probleme mit der Koordinierung zwischen Graben und Bühne. KS
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